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Ich glaube, Jazz ist nur etwas für Männer… dachte ich schmunzelnd, als ich die Übersicht der Arrangeure und Komponisten am Ende des Heftes sah. Helen Marlais steht auf dem Titel, aber sie hat die Stücke nicht komponiert, sondern ist für die Keyboard-Publikationen der FJH Music Company zuständig und eines ihrer “Werke” ist die “Jazz, Blues, & Rags Treasures” Serie, welche in drei Heften in ansteigender Schwierigkeit erschienen ist.
Einen deutschen Shop, der die Noten anbietet, konnte ich nicht finden. Bei sheetmusic.com habe ich die Hefte für umgerechnet je ca. 5,50 Euro (6,50 bzw. 6,95 $) bestellt.
Den zweiten und den dritten Band dieser Serie besitze ich. Vom ersten habe ich mir zwei Probeseiten angeschaut und mich dagegen entschieden, da ich befürchtete, dass es sich wieder um zu viele Stücke handelt, die auf zwei Hände verteilt sind. Typisch amerikanische Anfängerstücke eben. Aber – ich werde mir auch den ersten Band bestellen. Die Hefte sind wirklich gut. Die Stücke im zweiten Heft sind schon relativ schwierig, so dass ich glaube, dass die Bearbeitungen und Kompositionen im ersten Band gar nicht so leicht sein können. Auf jeden Fall sind die Hefte für Erwachsene gedacht. In den Sammlungen finden wir hauptsächlich Bearbeitungen mehr oder weniger bekannter Jazzstücke und ein paar Originalkompositionen. Im zweiten Band sind die Stücke meist zwei Seiten lang. Zwei dreiseitige und ein vierseitiges Stück beinhaltet das Heft ebenfalls. Also, nichts für richtige Anfänger. “Frankie and Jonny”, “The Entertainer” und “I Ain’t Got Nobody” kenne ich immerhin. Die Stücke sind sehr “trocken”. Bis auf eine Originalkomposition könnte man alle eigentlich ohne Pedal spielen, auch wenn in einigen Stücken ab und zu eine Pedaleintragung vorkommt. Ich persönlich bevorzuge ja jazzige Stücke mit Pedal (ist das eigentlich typisch für Frauen?). Aber für richtige Jazz-Liebhaber und Liebhaberinnen handelt es sich bei diesen Heften wirklich um kleine Schätze. Sehr gut gemacht, Frau Marlais! 🙂
Den Heften von Pam Wedgwood habe ich ein ganzes Abteil in meinem Notenregal gewidmet. Ich schätze ihre Vielseitigkeit, Kreativität und Ihren Sinn für schöne Melodien und Harmoniefolgen. Was mir fehlt, ist der Sinn für’s pädagogische Detail und ein traditionelleres Formgefühl. Bei vielen Stücken habe ich das Bedürfnis, Takte zu streichen oder anders zu ordnen. Und ich fürchte, Briten haben ein seltsames Verständnis für Jazz-Musik. Was ich überhaupt nicht verstehen kann ist, dass triolisch zu spielende Achtel punktiert notiert werden. Und es keinen Hinweis auf die eigentliche Spielweise gibt. Oder glauben Briten (und Russen) wirklich, dass es verswingt klingt, wenn man die Achtel im Verhältnis 3:1 und nicht 2:1 spielt? Ich denke eher an zackige Militärmusik, wenn ich punktierte Rhythmen höre.
“Jazzin’ About” von Pam Wedgwood ist ein Heft mit elf Stücken “in a variety of rock and jazz styles”. Für mich haben nur drei Stücke etwas jazziges, der Rest erinnert mich sehr an die Stücke von Daniel Hellbach, den ich als Komponisten sehr schätze (wohingegen ich mich über seinen Verlag sehr ärgere…). Die meisten Stücke würde ich unter “Pop” einordnen, nicht unter “Rock”. Auch dieses Heft ist nichts für Kinder oder jüngere Jugendliche. Die Stücke sind wirklich sehr abwechslungsreich und gefallen mir persönlich ausgesprochen gut. Wenn es sich Pam Wedgwood nicht so leicht machen würde, was die pädagogische Seite betrifft. Fingersätze tauchen in den Stücken sporadisch auf und auch Pedaleintragungen wären hilfreich. Was mich dazu bringt, die Stücke, die mir am besten gefallen zu bearbeiten, mit Fingersätzen zu versehen und die Pedalwechsel zu notieren. Meinen Schülern würde ich aus den genannten Gründen also vom Kauf abraten. Denjenigen, die keinen Wert auf Fingersätze legen, verspreche ich eine tolle Sammlung von wohlklingenden Stücken in verschiedenen Richtungen. Richtiger Jazz ist das aber nicht. Ich würde sagen, nach zwei bis drei Jahren Klavierunterricht lassen sich schon einige Stücke gut bewältigen. “Jazzin’ About” gibt es mittlerweile nur noch mit CD zum Preis von 13,50 Euro zu kaufen. Zum Beispiel in diesem Shop. Es würde mich doch sehr interessieren, ob die jazzigen Stücke verswingt oder punktiert gespielt werden. 😉
“Jazz Starters” von Bill Boyd ist in drei Heften erschienen und bedient dieses Genre fast von der ersten Klavierstunde an, was ich sehr besonders und sehr schön finde. 6,95 Dollar kosten jedes Hefte in den USA. Bei Amazon.de sind sie für 5,99 bzw. 6,99 Euro erhältlich. Bei musikalienhandel.de kosten sie 8,95 Euro und das dritte 6,95, was für mich überhaupt keinen Sinn ergibt. Bei alle-noten.de kosten die Hefte 6,95 und 7,00 Euro. Der erste Band – welcher mit der Schwierigkeit “Elementary Level” beschrieben ist – enthält Stücke, bei denen sich die Hände abwechseln, aber es sind keine Melodien die einfach verteilt werden. Jede Hand macht Sinn und in ein paar Takten spielen beide Hände immer gleichzeitig.
Bill Boyd komponiert logisch, die Fingersätze sind fast vollständig (ganz wenige fehlen mir) und die Stücke klingen wirklich nach Jazz (und sind dabei sehr abwechslungsreich). Im Prinzip kann man mit Erwachsenen direkt nach ein paar Klavierstunden mit den Stücken beginnen, auch Notenlesen dürfte sich damit super lernen und üben lassen. Der zweite Band ist ebenfalls gut und natürlich etwas schwieriger (Late Elementary Level). Im dritten Heft (ebenfalls Late Elementary Level) gefallen mir die Stücke nicht mehr so sehr. Ich denke, dass die Noten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder geeignet sind, wobei wahrscheinlich eher Erwachsene den Wunsch, Jazz zu spielen äußern würden. Mit Kindern habe ich noch nicht viel Erfahrung in diesem Bereich, aber ich werde in Zukunft öfter ausprobieren, inwiefern die Stücke den Geschmack von Kindern treffen.
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