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Hallo Ihr Lieben,
dies ist mein erster Artikel im neuen Jahr und deshalb wünsche ich euch von ganzem Herzen alles Gute & Gesundheit und viele schöne Momente in den folgenden zwölf Monaten. Den Lehrern zudem viel Freude am Unterichten und den Lernenden gutes Durchhaltevermögen, Freude am Üben und schöne Stücke! 🙂
Daniels Hellbachs “Easy Pop Vol. I” möchte ich mir heute vornehmen und das wird auch höchste Zeit, denn die Hefte sind in meinem Unterricht unentbehrlich. Mittlerweile gehören vier Hefte zu dieser Reihe, denn zu den Teilen 1 bis 3 hat sich letztes Jahr der Band “Easy Pop Preludes” hinzugesellt. Das erste Heft ist meine allererste Notenempfehlung für erwachsene oder jugendliche Anfänger und ich arbeite sehr viel mit diesem Heft. Eigentlich sind die Stücke kleine Etüden. Sie sind knackig kurz & damit perfekt für Anfänger, charakteristisch, musikalisch, pädagogisch wertvoll und treffen den Zeitgeist. Das ist zumindest meine Meinung. Ich kann meinen Schülern viel anhand dieser Stücke vermitteln und sie machen einfach Spaß.
Auf der Homepage des Acanthus-Verlages kann man sich zwei Stücke anhören und sich zwei Seiten ansehen (im Heft gibt es natürlich am Ende der Zeile Taktstriche). Ich habe beim Verlag angefragt, ob ich noch weitere Hörbeispiele posten darf & auf einige Stücke eingehen kann und das möchte ich heute tun.
16 Stücke enthält “Easy Pop Vol. I”, die auf insgesamt 19 Seiten Platz finden. Drei Stücke sind nur zwei Zeilen lang und die beiden Längsten umfassen 6 Zeilen mit höchstens 27 Takten. Fingersätze sind vorhanden aber was ich vermisse, sind Pedaleintragungen. Nun, dafür ist wohl der Klavierlehrer zuständig. 😉 Eigentlich ist mir das fast schon sympathisch, denn bei vielen Heften habe ich das Gefühl, das der Klavierlehrer überflüssig geworden ist. Ich wünschte, die Hefte wären günstiger aber die Schweiz ist eben ein teures Plaster. 16,50 Euro zahlt man in der Regel für das Heft, bei Thomann habe ich es aber günstiger (15 Euro) gefunden. Portofrei wird ab 25 Euro geliefert. Ich empfehle, den dritten Band gleich mitzubestellen. 🙂 Easy Pop 1 ist übrigens 1999 erschienen.
❗ Ich beginne mit meinen Schülern mit “Misty Day”. Neben “Harmony” ist es rhythmisch und technisch meiner Meinung nach das leichteste Stück.
Bei diesem Stück lege ich sehr viel Wert auf ein gutes Legato – auf das genaue Ablösen der Töne. Vielleicht die Hälfte meiner Schüler neigt bei diesem Stück zu Legatissimo, also zum Überlappen der Töne. Sprich, der alte Ton wird nicht zeitgleich losgelassen, wenn der neue Ton angeschlagen wird. Wenn wir mit dem Stück fertig sind, wissen auch diese Schüler, was Legato bedeutet.
❗ Das erste Stück im Heft, “Wishful” ist musikalisch sehr reizvoll, da die Melodie in der linken Hand liegt und rechts mit Zweiklängen begleitet wird. Wenn die Begleitung um einiges leiser ist als die Melodie, klingt das natürlich am Schönsten. Das gelingt, wenn die Begleitung stumm geübt wird (während man die Melodie normal anschlägt). Stumm bedeutet, die Tasten nur vielleicht ein Drittel oder die Hälfte herunterzudrücken, eben so viel, dass kein Ton entsteht. Auf diese Art und Weise bekommt man einen differenziertes Anschlagsgefühl in beiden Händen.
Die Zweistimmigkeit in der rechten Hand im Takt 10 finde ich ein wenig unglücklich, da sie aufgrund von Tonwiederholungen nicht wirklich funktioniert. Ich denke, ich werde in Zukunft auf die Zweistimmigkeit verzichten und den Takt einfach so spielen lassen:
❗ Das dritte Stück mit dem Titel “Easy” ist leider das einzige verswingte Stück im Heft. Und bei diesem Stück hat sich in einer Neuauflage etwas verändert. Und zwar der vierte Takt:
Ich bedaure das sehr, denn zweistimmig ist der vierte Takte in diesem Stück logischer und auch klanglich relevant. Die alte Version war allerdings auch nicht korrekt, die Abbildungs links zeigt die Zweistimmigkeit richtig.
Ebenso verändert hat sich der Spielhinweis neben der Tempoangabe. Meine alte Ausgabe lautet “ternär” und die neue “swing”. Ich glaube ja, das beides leicht überlesen wird. Gut fände ich zusätzlich noch diesen Hinweis:
Wie klingt Easy eigentlich?
❗ Auf das vierte Stück, “Solitude”, möchte ich ebenfalls kurz eingehen. Zunächst ersteinmal meine Aufnahme:
Solitude besteht, wie Misty Day, aus Harmonien, also Akkorden. Und die müssen meine Schüler zuerst lernen. Das klingt dann so:
Musikalisch trifft das nicht ganz den Kern der Sache, denn harmonisch finden wir im ganzen Stücke gebrochene Akkorde mit Vorhalten, die aufgelöst werden. Das kann man im Anschluss üben:
Auch in diesem Stück finden wir eine Art Zweistimmigkeit – so sehen die ersten beiden Takte aus:
Der Notenhals der Töne H und A geht nach oben. Damit werden bei diesem Stück die beiden Töne hervorgehoben. Sie sind wichtiger als die anderen. Meiner Meinung nach entsteht so eine Art Seufzer. Ich betone das H und spiele das A leiser. Neben dem Hervorheben der beiden Töne hat diese Zweistimmigkeit den Effekt, dass das H noch gehalten wird, während die Unterstimme das C spielt. Es klingen als einen kurzen Moment zwei Töne gleichzeitig. Wenn man das Stück letztendlich mit Pedal spielt, hört man das Halten des Hs nicht mehr. Aber die beiden Töne des Seufzers gehören nun mal zusammen, deswegen sollten sie auch gebunden gespielt werden.
❗ “Springtime” heißt das sechste Stück im Heft und neben einer akkordischen Begleitung in der linken Hand (im Fünftonraum) spielt die rechte Hand eine hübsche Melodie, an der Phrasierung (Melodiegestaltung) geübt werden kann. So klingt das Stück:
Die Melodie (hier ab Takt 9) ist gar nicht so leicht zu binden, besonders wenn es zweistimmig wird. Diese Takte bieten die Möglichkeit, das Loslassen eines Tones in einem Zweiklang zu üben. In diesem Fall ist es das E.
Ich würde das E entweder mit einem Pulsschlag oder mit dem Anschlag einer anderen Note loslassen. Das funktioniert in der Regel besser als wenn “irgendwann” losgelassen werden soll.
❗ “Paris” ist eines der Stücke, die ich besonders mag, da es einige Möglichkeiten bietet, die Begleitung zu variieren. Das Original klingt so:
Hier ist die linke Hand wieder zweistimmig:
Das ist nicht einfach zu spielen. Damit es gleichmäßig klingt und meine Anfänger es hinbekommen, lasse ich die Unterstimme auf dem dritten Schlag und die Oberstimme auf dem ersten Pulsschlag eines Taktes loslassen. Das ist logisch und funktioniert bis auf wenige Ausnahmen im ganzen Stück.
Bevor wir allerdings zur Original-Begleitung kommen, dürfen meine Schüler die linke Hand als zusammengefasste Dreiklänge und die Variante mit gebrochenen Dreiklängen üben:
Als Jazz Waltz klingt dieses Stück auch sehr hübsch:
So wäre die Notation:
❗ “A New Day” ist das letzte Stück, auf welches ich genauer eingehen möchte.
Hier die ersten drei Takte des Stückes, in denen ich die Melodie blau eingefärbt habe.
Ich lasse die Melodie des Stückes (mit den richtigen Fingersätzen!) und einer Begleitung, die dem Pulsschlag entspricht extra üben. Die linke Hand spielt dabei die Basstöne der Unterstimme.
So, das war’s zum ersten Heft. Die anderen Bände werden folgen.
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hallo, Sandra
ich bin Edith, spiele schon seit vielen jahren schlagzeug, ein bisschen gitarre und gesang… jetzt habe ich mir vorgenommen, klavierspielen zu lernen und richtig noten lesen.. ich muss schon sagen. ihre seite ist ein echtes juwel. tolle und interessante stücke und links, eine sehr schöne gestaltung und man spürt soviel “herzblut” und interesse hinter allem.
vielen dank!
Vielen Dank für die lieben Worte Edith!
Viel Freude weiterhin beim Lesen!
Sandra
Liebe Sandra, das ist wieder eine sehr ausführliche und gelungene Rezension zu einem Notenheft. Daraus war mir bekannt “Solitude” sowie “Misty Days” was ich sehr schön finde und für mich als Anfänger relativ leicht zu lernen war. Mir gefällt auch das hier vorgestellte “Paris” gut, das werde ich mir mal vornehmen. Auch “Springtime” und “Easy” gefallen mir.
Herzliche Grüße Julia
Hallo, ich (41) spiele seit einem halben Jahr Klavier und meine Lehrerin verwendet ein Übungsheft das eigentlich für Kinder ist, ihrer Meinung nach aber auch sehr gut für den Klavier-Einstieg von Erwachsenen geeignet ist (heißt Tastenzauberei)
Jetzt hat sie mir die Noten von Misty day von Daniel Hellbach zum Üben gegeben. Ich freue mich sehr, dass ich jetzt endlich mit einem “richtigen” Klavierstück üben kann, stelle aber trotz der 6 Monate Unterricht fest, dass mir das Stück gar nicht so leicht fällt.
Ist es beim Klavierunterricht für Erwachsene sinnvoller am Anfang ein Unterrichtswerk durchzuarbeiten (z.B. Klavierunterricht mein schönstes Hobby) wo alles aufbauend Schritt für Schritt erklärt wird oder macht es mehr Sinn gleich mit einzelnen Stücken zu beginnen. Wenn ich das richtig verstanden habe, arbeiten Sie nach der zweiten Methode. Wie lernen Ihre Schüler am besten und schnellsten die Noten lesen, vor allem die des Bassschlüssels?
Nach dem ich das Stück Misty das nun einigermaßen beherrsche, ist die Motivation zum Spielen deutlich gewachsen und ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Klavierlehrerin nun bitten soll, nur noch mit einzelnen Stücken weiterzumachen statt mit dem Kinderlehrwerk… schließlich ist sie ja der Profi.
Freue mich sehr über Ihre Rückmeldung.
Liebe Sonja,
als Klavierlehrer/in habe ich natürlich den Anspruch, eine gute Ausbildung zu leisten. Sprich, ich möchte meinen Schülern alles beibringen, was sie brauchen, um später einmal selbstständig Stücke lernen zu können. Eine Klavierschule ist ganz besonders am Anfang eine gute Sache. Natürlich sollte die Klavierschule zum Schüler passen und ich kann verstehen, warum manche Erwachsene keine Lust auf eine bunte Klavierschule haben, die eher für Kinder gemacht zu sein scheint. Die Klavierschule „Tastenzauberei“ ist aber eine gute Wahl, ich kenne einige Kolleginnen, die sehr gern damit arbeiten, da die Stücke auch vielen Erwachsenen gefallen. Irgendwie muss man sich auch als Schüler darauf einlassen, das fällt vielen Erwachsenen schwer, da sie viel mehr das Ziel vor Augen haben, als den Weg zu mögen und zu schätzen.
Parallel dazu finde ich „richtige“ Stücke sehr wichtig und motivierend. Als Komponistin bin ich da natürlich in einer sehr glücklichen Position, denn ich komponiere für meine Schüler die passenden Stücke. Gerade für die ersten Monate ist es sehr schwierig, leichte und klangvolle Stücke zu finden. Ich arbeite daran, dass sich das ändert. Als wertschätzender Mensch und als Komponistin & Verlegerin kann ich es natürlich nicht gutheißen, wenn man sich die passenden Stücke aus verschiedenen Notenheften herauskopiert. Denn davon können weder Komponisten noch Verlage leben.
Um Ihre Frage zu beantworten, ich unterrichte tatsächlich eher nach der chaotischen Methode (ohne Klavierschule). Damit bin ich ein wenig unglücklich, denn ich wünsche mir mehr Kontinuität in meinem Unterricht. Meine erwachsenen Schüler sind aber sehr zufrieden mit meiner Art des Unterrichts. Ganz wichtig finde ich, dass meine Schüler mir jederzeit kommunizieren, was sie sich wünschen und wie ich sie glücklich machen kann.
Dennoch, ich arbeite an Material für die ersten Monate. Erwachsene haben andere Bedürfnisse als Kinder und diesen möchte ich gern gerecht werden. Zumal das wirklich noch eine (Noten-) Marktlücke ist.
Zum Lernen der Noten im Bass-Schlüssel empfehle ich die App „Music Tutor“. Noten lesen lernt sich nicht an Stücken. Das muss man einfach immer wieder üben und das am besten isoliert. Meine Schüler lieben diese App.
Viele Grüße,
Sandra
P.S. Hier sind noch ein paar Stücke auf meinem Blog, die meinen erwachsenen Anfängern viel Freude machen:
https://www.mein-klavierunterricht-blog.de/2014/01/11/wasserfarben-mit-klaviernoten/
https://www.mein-klavierunterricht-blog.de/2015/12/20/wellenmusik-2-0-akkorde-spielen-fuer-fortgeschrittene/
https://www.mein-klavierunterricht-blog.de/2017/07/16/kreativ-am-klavier-wellenmusik-2-1-aus-einer-akkordfolge-ein-klavierstueck-zaubern/
https://www.mein-klavierunterricht-blog.de/2014/09/10/improvisieren-mit-schuelern-1-japanische-impression-mit-noten/