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Für meine Zusammenstellung der Verlage, die Klaviernoten veröffentlichen (hier der Artikel) bin ich zufällig über eine Suchmaschine auf der schönen Seite des musiano-Verlages gelandet. Der musiano-Verlag scheint der Eigenverlag von Anne J. Rochlitz zu sein und beschreibt sich als Verlag für kreativen Klavierunterricht, was ich sehr treffend finde.
Anne J. Rochlitz studierte Musik (Klavier & Cembalo) und Medizin (eine interessante Mischung – ich habe nach dem Musikstudium auch ernsthaft überlegt, noch ein Medizinstudium dranzuhängen) und neben Ihrer Arbeit als Pianistin & Cembalistin erteilt sie als Musikpädagogin Unterricht in allen Alters- und Ausbildungsklassen. Hier der Link zu ihrer sehr gelungenen Homepage.
Jedenfalls – nachdem ich auf der musiano-Seite gelandet bin kam ich nicht umhin, mir die Musikalischen Geschichten aus dem Meer zu bestellen. Die Probeseiten und die Klangbeispiele haben mich sehr angesprochen. Mein Blick ging kurz zu Amazon, einerseits hat es mich interessiert, ob es bereits Rezensionen gibt, andererseits wollte ich wissen, ob das Heft über Amazon zu bekommen ist und ich so Porto sparen kann. Und dabei fiel mir ein, was mein Schatz mir vor ein paar Tagen über Amazon erzählt hat. Der Versand ist zwar für mich als Kunde kostenlos, aber auch bei Amazon bleiben die Portokosten nicht hängen. Der Verlag zahlt. Und zwar eine Menge! Allein um bei Amazon gelistet zu sein. Hier und hier offene Briefe an Amazon (www.boersenblatt.net & www.vat-mainz.de). Dieses Geschäftsgebaren darf man doch nicht unterstützen! 🙁 Für mich heißt das, dass ich in Zukunft möglichst vermeide, bei Amazon zu bestellen.
Der musiano-Verlag hat einen Online-Shop und über diesen habe ich das Heft bestellt. Am gleichen Tag wurde es verschickt und einen Tag nach der Bestellung hielt ich die Musikalischen Geschichten aus dem Meer in den Händen. Eine handsignierte Rechnung lag bei und ein Flyer für zwei andere Neue Geschichten aus dem Meer. Das Heft kostet ohne CD 19,50 Euro und mit dieser 22,50 Euro. Die 2 Euro Porto habe ich gern gezahlt. Ich habe mir die Ausgabe ohne CD bestellt und finde es toll, dass man wählen kann. Der Preis für die Noten ist nicht günstig, aber man sieht, wieviel Arbeit und Liebe in dem Heft steckt. Es gibt viele farbige Illustrationen (ebenfalls von Anne J. Rochlitz) und schon allein dafür zahle ich gern mehr. 🙂 Eine Farbkopie ist schließlich auch deutlich teurer als eine in schwarz-weiß.
Auch das Cover ist farblich sehr passend. Ich finde es ein wenig textlastig (das ganze Heft ist zweisprachig deutsch und englisch) und irgendwie würde ich mir wünschen, ein paar Klaviertasten oder etwas anderes klaviertypisches zu entdecken. 17 Stücke enthält das Heft und ist für Schüler vom zweiten bis zum fünften Unterrichtsjahr empfohlen. Das ist eine wirklich realistische Angabe. Gerade gestern hielt ich das erste Heft der Miniaturen von Helge Barabas in den Händen. 50 Miniaturen für das erste Jahr am Klavier. Mmmmhhh… dachte ich, ich weiß nicht, ob meine Schüler das im ersten Jahr alles hinkriegen. Da spielt es wahrscheinlich eine große Rolle, wieviel man mit Vorspielen – Nachspielen beibringt. 😉 Ich finde es wertvoller, dass meine Schüler auch begreifen, was in den Noten steht. Und so will gut Ding Weile haben…
Die Musikalischen Geschichten aus dem Meer sind den Menschen der Sea Shepherd Conservation Society gewidmet und ein Teil des Erlöses des Notenheftes fließt als Spende an die Meeresschutzorganisation.
Im zweiten Teil des Heftes finden sich “interessante, lustige und erstaunliche Fakten aus dem Leben der mitwirkenden Meerestiere”, denen im ersten Teil je ein Stück gewidmet ist, aber kommen wir endlich zur Musik:
Kein Scherz, ich hatte in einer wachen Minute heute Nacht die Medusensarabande im Ohr. Das Stück ist ein richtiger Ohrwurm und das ist ein sehr gutes Zeichen. Ich merke mir keine Stücke, die mir nicht gefallen bzw. die nicht irgendetwas Besonderes an sich haben. Und so geht es mir mit einigen Stücken aus dem Heft. Das kommt nicht oft vor. 🙂
Nun besitze ich diese Noten erst zwei Tage und kann natürlich aus diesem Grund noch keine praktischen Erfahrungen aus dem Unterricht weitergeben. Aber ich kenne meine Schüler sehr gut und bin mir sicher, dass ich mit dem ein oder anderen ersten Eindruck nicht falsch liege. Positive Stimmen gibt es zu diesem Heft – zu Recht – genug, ich würde gern zusätzlich ein paar Dinge ansprechen, die mich irritiert haben bzw. die ich anders machen würde.
Was mich wirklich stört ist die Tatsache, dass man bei drei Stücken blättern muss, obwohl es nicht nötig wäre. Alle drei Stücke würden auf je zwei Seiten Platz finden. Natürlich ist es schön, eine Illustration auf der linken Seite zu haben, die optisch auf das Stück, welches auf der rechten Seite beginnt, einstimmt – aber, wer blättern dann bitte während des Spielens? 😉 Ich gehöre zu den Leuten, die nicht auswendig spielen können – und ich wüßte nicht, wie ich die Blätterei handhaben sollte. Eine Blätterkopie wäre – wenn man es genau nimmt – illegal (und farbig wäre sie zudem in guter Qualität recht teuer). Selbst wenn man eine Stelle finden würde, bei der Blättern funktioniert (wie beim Schwarm der Sardinen) – Spaß macht es keinen. Die anderen beiden Stücke (Galopp der Seepferdchen & Spanische Tänzerin) kann ich leider nicht an einem Stück spielen. 😐 Wie wäre es mit einer herausklappbaren Seite? Die derzeitige Lösung finde ich leider suboptimal.
Sehr gelungen finde ich die Vielfältigkeit der Taktarten und die Legende mit den in den Stücken verwendeten musikalischen Zeichen. Da kann ich mir auch noch etwas abschauen. Praktisch fände ich schon bei zweiseitigen Stücken eine Taktnummerierung am Zeilenanfang. Auch mit dem Risiko, dass ein Stück so noch mehr Hinweise enthält und unübersichtlicher wirken könnte.
Als ich das Lied der Meerjungfrau gespielt habe, bin ich in der zweiten Zeile immer an der Stelle durcheinandergekommen, an der die Melodie kurz in die linke Hand wechselt. Wie wäre es mit dieser Fingersatzvariante (zumal man so von Zeile 1 auf Zeile 2 binden könnte – ich bin ja so eine Legatofetischistin… 😀 )?
In der Medusensarabande würde ich mir noch 2 zusätzliche Fingersätze wünschen. Im Takt 12 anstelle der 1 bei Ais lieber die 2 bei H. Und im vorletzten Takt wäre ein Fingersatz für das G in der linken Hand gut.
In Der Hammerhai bin ich gerade über die Eintragung 2. Ped ganz am Anfang gestolpert. Was bedeutet das?
In der Ballade der Seekuh fände ich einen Fingersatz im Takt 6 für das H in der rechten Hand sehr nützlich.
Übrigens finde ich es sehr hübsch, die Schwierigkeit der einzelnen Stücke durch die Anzahl an Wasserflöhen anzugeben. 🙂 Aufgefallen ist mir beim Durchsehen der Noten, dass in den nächsten Takt gehaltene Töne, die durch ein Vorzeichen erhöht oder erniedrigt sind, das Vorzeichen nochmals vor dem Ton rechts des Haltebogens (eben im nächsten Takt) stehen haben. Das gefällt mir sehr gut. In den meisten Notenheften ist dies nämlich nicht der Fall und ich habe mich schon mehr als einmal gefragt, ob das so korrekt ist.
Dass ich die CD nicht mitbestellt habe, habe ich bereits bereut. Bei mehreren Stücken ist notiert, dass sie mit Pedal gespielt werden sollen, aber eine genaue Eintragung fehlt. Ich hätte zu gern gewusst, wie sich zum Beispiel der Schwarm der Sardinen anhören soll. Ob sich die Komponistin mehr oder weniger Pedal vorgestellt hat. Davon hängt nicht zuletzt der Klangcharakter des Stückes ab. Beim nächsten Heft bin ich klüger! 🙂
In dem Stück Delphine in den Wellen würde ich sehr wahrscheinlich auch die Takte mit den Tonschritten pedalisieren. Mit Pedalwechsel nach jedem Ton natürlich. Das Stück wäre so eine sehr schöne Pedaletüde (wobei das Wort Etüde natürlich alles andere als abwertend gemeint ist)! Hach, ich mag das “ph” in Delphine! Ein Hoch auf die alte Rechtschreibung und auf Frau Rochlitz!
Das Präludium zum Ball der Schmuckkrabben ist ebenfalls ein sehr hübsches Stück. Soll es wirklich mit Pedal gespielt werden? (So deute ich das Ped. am Anfang des Stückes.) Dabei würde doch die schöne Zweistimmigkeit in der rechten Hand verloren gehen? Was ich auch nicht verstehe sind die Trennungsstriche zwischen benachbarten Tönen, die voneinander abgesetzt gespielt werden sollen. Wenn es sich um zwei verschiedene Töne wie im Takt 18 handelt (die man sonst binden würde), macht das natürlich Sinn. Aber zwei Töne, die mit demselben Finger gespielt werden sollen muss man doch zwangläufig trennen? Ich verstehe den Sinn leider nicht, weshalb sich bei manchen Fingerwiederholungen so ein Trennungsstrich zwischen den Noten befindet und bei manchen nicht.
In der Wogenden See wäre ein Fingersatz für das erste B in der rechten Hand im Takt 5 sehr hilfreich. Im Takt 13 könnte man den zweiten A-Dur-Dreiklang mit 1,2,4 spielen, dann wäre legato zum F im nächsten Takt möglich. Im vorletzten Takt würde ich einen stummen Fingerwechseln auf den ersten Finger beim D in der linken Hand notieren.
Ein Thema, welches mich auch regelmäßig ins Grübeln bringt sind Phrasenenden und die Frage, ob man absetzen soll/darf/muss oder nicht. Im Galopp der Seepferdchen endet die Melodie im Takt 10 auf dem ersten Finger. Im nächsten Takt beginnt meiner Meinung nach eine neue Phrase und es ist wieder der erste Finger vorgeschlagen, obwohl man auch mit dem zweiten Finger weiterspielen (und so binden) könnte. Das würde zudem in den folgenden beiden Takten die Geläufigkeit des schwächeren 4. und 5. Fingers trainieren. Vielleicht hat auch jeder seine eigene Philosophie zum Thema Legato. Ich erinnere mich an die Bögen im Geigenunterricht und dass diese nur den Bogenwechsel angeben. Abgesetzt wird zwischendurch nicht. Dafür sind Pausen da. Oder andere Artikulationseintragungen. In Klavierliteratur würde ich mir den bewussteren Einsatz von Pausen wünschen. Pausen sind zum Beispiel auch eine sehr schöne Möglichkeit, Phrasen oder Teile optisch voneinander zu trennen. Im Galopp der Seepferdchen fehlen Pausen, also handhabe ich es wohl wie immer. Binden (mit einem Fragezeichen im Hinterkopf)…
In Der Blauwahl irritiert mich der Bogen in der zweiten Zeile. Wenn ich die Phrasen richtig verstehe beginnt das Stück mit zwei zweitaktigen Phrasen, welchen sich eine viertaktige Phrase anschließt. Über Takt 2-4 dieser viertaktigen Phrase ist einen Bogen notiert. (Und wieder bereue ich, dass ich nicht in die CD reinhören kann.) Gut, ein Phrasenbogen wird es nicht sein. Meiner Meinung nach müsste die Melodie eines Stückes komplett in dem Phrasenbögen versehen sein. Und ein Bindebogen kann es auch nicht sein. Das würde ja bedeuten, dass man im Rest des Stückes nicht im Legato spielen soll und das macht keinen Sinn…
Guten Morgen, mittlerweile ist Samstag. Auch diese mehr oder weniger schlaflose Nacht gingen mir immer wieder die Melodien aus dem Heft durch den Kopf. Meine Gedanken möchte ich mit Fragen zu den Bögen im letzten Stück beenden. Der Wasserfloh ist auf jeden Fall auch ein Ohrwurmkandidat – soviel steht fest. Vielleicht kann der Leser es sich schon denken… Auch in diesem Stück verstehe ich die Bögen nicht. Ab und zu habe ich ja wirklich eine kleine Krise. Gestern Abend war das der Fall. Einerseits wünschte ich, ich würde nicht über alles nachdenken und alles in Frage stellen. Andererseits komme ich mir manchmal nahezu inkompetent vor, weil ich in Noten immer wieder Stellen finde, die ich einfach nicht verstehe. Wobei es natürlich auch sein kann, dass der Komponist oder die Komponistin manches nicht richtig überdacht hat oder Dinge intuitiv entscheidet, die mir mit meiner eher logischen Herangehensweise dann seltsam oder inkonsequent erscheinen.
Zurück zu den Bögen. Im letzten Stück sind Legatobögen natürlich sinnvoll, da immer wieder Töne im Staccato gespielt werden und man so die unterschiedliche Anschlagsart hervorheben kann. Ich denke, dass es fast nicht möglich ist, in so einem Stück noch Phrasenbögen unterzubringen. Einen Bogenchoas wäre die Folge. Mit Pausen zwischen den Phrasen könnte man diese voneinander trennen. Phrasentechnisch verstehe ich den Wasserfloh folgendermaßen: 2 Takte – 2 Takte – 5 Takte – 2 Takte – 2 Takte – 4 Takte. Wenn man am Ende der fünftaktigen Phrase eine Achtelpause setzen würde, wären die Phrasen noch besser zu verstehen. Die Bögen müssen also Bindebögen sein oder Deko. Nein, das war ein Spaß! 😆 Mich irritieren die Noten, die nicht mit einem Bogen bedacht sind. Zum Beispiel schon Takt 1 auf Takt 2. Ich hätte den Bindebogen schon ab dem D auf dem zweiten Pulsschlag begonnen. Oder vielleicht soll man da auch kurz absetzen? Aber dafür hat Anne Rochlitz doch ein schönes Zeichen in der Legende. Den Trennungsstrich. Dann wäre es logischer. Einige Sechzehntelnoten in der linken Hand haben auch keinen Bogen. Das Stück ist recht schnell, diese kann man doch unmöglich im Nonlegato spielen.
So, genug Fragen gestellt! Ich hoffe, ich habe nicht den Eindruck erweckt, mir würde das Heft nicht gefallen. Im Gegenteil! Ich bin sehr inspiriert, finde einige Ideen ganz ganz toll und nachahmenswert und die Stücke gehen mir schon jetzt nicht mehr aus dem Kopf! Ich wünsche Frau Rochlitz viel Erfolg mit Ihren Heften und hoffe, es wird kein Zufall mehr nötig sein, diese zu entdecken!
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