** Werbung wegen Markennennung **
Zur Zeit verbringe ich nicht wenig Zeit auf den britischen Amazon-Seiten, denn bevor mein Bruder nach einem Jahr Auslandsaufenthalt zurück nach Deutschland kommt wollte ich noch eine Bestellung aufgeben. So spare ich mir das das Porto. 🙂
19 Artikel liegen zur Zeit in meinem Warenkorb und keiner ist teurer als knapp 9 Pfund (ca. 10,50 Euro) . Zwei Bücher über das Unterrichten sind auch dabei. Und wieder frage ich mich: Warum sind Noten in Deutschland so teuer? Sogar Hefte mit Stücken von lange verstorbenen Komponisten (deren Stücke mittlerweile gemeinfrei und im Internet problemlos zu finden sind) kosten so viel zwei oder drei Notenhefte in den USA oder Großbritannien. Die Komponisten haben nichts von den hohen Preisen. Ihr Anteil liegt oft im einstelligen Prozentbereich wie ich erfahren habe.
Meiner Meinung nach sind die hohen Notenpreise in Deutschland der Grund, warum so viel kopiert wird. Warum zieht man es vor, wenig und teuer zu verkaufen als viel und günstig? Ich habe keine Ahnung von Wirtschaft, aber das macht für mich keinen Sinn. Denn ich glaube nicht, dass ich die Einzige bin, die ihr Einkäufe mittlerweile hauptsächlich im Ausland tätigt.
Ein sehr schönes (und sehr seltenes) Gegenbeispiel ist die Piano People-Reihe, die im Angebot des Gustav Bosse Verlag zu finden ist. Neun Hefte sind in dieser Reihe zu finden, wovon ich mir acht gekauft habe. Für 5,50 Euro pro Band! Das ist ein Preis, bei dem man sich gern das ein oder andere Heft leistet und sich kopieren definitiv nicht lohnt.
Im Bosse Verlag-Gesamtverzeichnis 2013/14 kann ich die Piano People Hefte nicht finden. Ich habe den Verdacht, dass sie nur noch abverkauft werden. Eine Erweiterung des Piano People-Programmes ist jedenfalls nicht geplant. Das ist schade.
Die Hefte sind in drei Schwierigkeitsgrade unterteilt: easy – medium – advanced und ich möchte sie Euch kurz vorstellen.
easy
Absolute_Beginners von Martin Speight (BE 907) bietet 20 Stücke im 9-Tonraum um das eingestrichene C (Spiegel-C-Lage). Im nächsten Teil meiner Spiel mit fünf Tönen-Reihe werde ich es genauer unter die Lupe nehmen. Aber mein erster Eindruck ist nicht so begeistert, da mir das Heft zu eintönig ist. Von 20 Stücken sind 19 in geraden Taktarten und ich sehe einfach keinen Sinn in dieser Lage, wo sich die Finger dann noch regelmäßig beim C in die Quere kommen.
Ein paar Jazz-Kompositionen von Martin Speight kann man hier hören. Er wurde in England geboren, lebt aber seit über 20 Jahren in Deutschland. Er hat sich auf Jazz und Pop spezialisiert und spielt in Jazz-Clubs in ganz Deutschland. Als Komponist arbeitet er ebenfalls erfolgreich. Mehr über Martin Speight findet man auf seiner Homepage.
Wunderkerze von Alois Pagitsch (BE905) enthält 20 Weihnachtslieder in leichten Klavierarrangements. Die optische Gestaltung des Heftes ist wirklich witzig und Ziel ist, dass der Schüler sich ein Repertoire an Akkordsymbolen und den dazugehörigen Griffen aufbaut. Auch Begleitmuster sind vorgeschlagen. Zunehmend sind die Akkordsymbole in den Takten der linken Hand eingebaut. Das gefällt mir und dieses Heft werde ich definitiv an einigen Schülern ausprobieren. Auf der CD finden wir nicht nur die 20 Stücke sondern auch Einspielungen jeweils der linken und der rechten Hand, zu der die andere Hand geübt werden kann. Das Tempo scheint dabei etwas langsamer zu sein (ich habe mir nur das erste Stück angehört, welches mit Tempo 116 komplett aufgenommen wurde und in Tempo 100 geübt wird). Das tickende Metronom hätte dabei ein wenig leiser sein können aber das Konzept finde ich sehr überzeugend. Über Alois Pagitsch finde ich nicht viel im Internet. Er arbeitet auf jeden Fall an der Pädagogischen Hochschule und am Musikum in Salzburg. Vor Kurzem habe ich ein tolles Notenübe-Programm im Internet gefunden, was wir Alois Pagitsch zu verdanken haben. Hier geht es zum Artikel.
Kakaopause – ebenfalls von Alois Pagitsch (BE 902) – ist eine Sammlung von 20 sehr bekannten Melodien und Liedern. Auch hier sind (nicht in allen Stücken) Akkordsymbole eingebaut. Mindestens vier verschiedene Harmonien sind es pro Stück. Die CD enthält die Einspielung aller 20 Stücke und eine (langsamere) Aufnahme, bei der man die rechte oder die linke Hand mit dem Balance-Regler ausblenden kann. Dieses Tracks sind mit Schlagzeugunterstützung eingespielt. Es folgt eine Aufnahme mit ausschließlich dem Schlagzeug als rhythmische Hilfe. Die Stückesammlung enthält einige Songs, die ich anderswo noch nicht entdeckt habe. Moonlight Shadow oder I will follow him. Auch ein tolles Arrangement von Hey, Pippi Langstrumpf ist dabei. Für Leute ab 30 (die müssten die meistens Titel kennen) ist das eine ganz tolle und abwechslungsreiche Sammlung. Ebenfalls eine Empfehlung von mir!
Prima_Vista von Christoph Busching (BE 904) ist das einzige Heft aus der Reihe, welches ich mir nicht gekauft habe. Ich habe zwei Stücke als Probeseiten gesehen und mir schaut das zu sehr nach auf beide Hände verteilte Melodien aus. Und dieses Prinzip mag ich einfach nicht, da ich es für klavier-untypisch halte. In anderen Ländern ist diese Methode aber absolut üblich für den Anfangsunterricht. Ich habe mir vor Kurzem mehrere Blattlese-Schulen gekauft. Ich bin auf die Methode gespannt. Vielleicht ist es ja gar nicht anders möglich und sogar sinnvoll, als am Anfang mit auf beide Hände verteilte Melodien zu arbeiten.
medium
Manchmal wünschte ich mir, ich wäre mit einem Musiker zusammen. Am besten noch einem Klavierspielenden 😀 . Dann hätte ich eine genauere Vorstellung von den Kompositionen des Heftes 10_Stücke_für_3_Hände von Bela Brauckmann (BE 911). So habe ich nur ein bisschen hineingespielt und -gehört und finde es unheimlich schade, dass dieses Heft keine Mitspiel-CD enthält. Dann wäre dieser Band perfekt für Schüler. Bela Brauckmann ist ein Profi in der Popmusikszene – so Matthias Schwabe, der im Klavierpädagogik-Bereich kein Unbekannter ist, im Vorwort. Beal Brauckmann ist Produzent, Musiker & Komponist und hat hier zehn rhythmische Herausforderungen in Form von “musikalisch attraktiver und anspruchsvoller Pop-Musik” (Vorwort.) vorgelegt. Die Primo Stimme hat einen eingeschränkten Tonvorrat und kann auch mit beiden Händen parallel gespielt werden. Die Unterstimme ist auch für den Lehrer eine Herausforderung und ich habe große Lust, mir die Stücke noch einmal genauer anzusehen.
Danke_für_diesen_guten_Morgen (BE 903) kennt wahrscheinlich fast jeder. Sogar ich Heidenkind. 1961 wurde dieses Lied von dem Kirchenkomponisten Martin Gotthard Schneider in einem evangelischen Liederwettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Zum 40. Geburtstag dieser Komposition hat Matthias Nagel (Kirchenmusiker & Dozent) 13 Stilstudien (und als Bonus das “Danke-Swingfüglein”) mit dieser Melodie komponiert. 10 dieser Kompositionen sind zudem in einer separaten Orgel-Version in dem Heft zu finden. Die Idee ist wirklich toll und die verschiedenen Stile sind sehr gut umgesetzt. Auf Fingersätze müssen wir leider verzichten aber die Stücke lassen sich sehr angenehm spielen. Ein schönes Heft für Christen! 🙂
20_Tiny_Fingers von Graham Buckland (BE 912) ist ein Heft mit 4-händigen Stücken in zwei Schwierigkeitsgraden. Die ersten 5 Stücke sind für sehr kleine Hände und Finger konzipiert (die Stücke können direkt im ersten Jahr gespielt werden) und die danach folgenden 7 Stücke für ein wenig ältere Schüler (zweites Jahr oder später). Der Primo- und der Secondo-Part stehen direkt untereinander und sind gleich schwer. Diese Notation hat natürlich den Vorteil, dass man einen Überblick bekommt, was der andere Spieler zu spielen hat. Ich glaube allerdings, dass eine jeweils eigene Seite für sehr junge Kinder leichter zu lesen und weniger verwirrend ist. Die ersten 5 Stücke habe ich heute mit einer Schülerin gespielt und wir hatten beide keine große Freude daran. Die Stücke sind modern. Und mir gefällt diese Art von moderner Musik schlichtweg nicht. Ich mag Harmonien lieber als Dissonanzen und Melodien lieber als Experimente. Wer sehr leichte moderne 4-händige Stücke sucht, wird hier vielleicht fündig.
Graham Buckland ist auch ein sehr interessanter Musiker. Er wurde ebenfalls in England geboren und ist, neben seiner Arbeit als Komponist, ein gefragter Dirigent. 1995 übernahm er die Leitung des Regensburger Universitätsorchesters.
advanced
Swing_It von Ralf Herrmann (BE 909) “enthält 10 spannende und anregende Jazztitel mit ausnotierten Improvisationsteilen, davon 3 Arrangements von Titeln (…) bekannter amerikanischer Jazzmusiker(…)” – so der Klappentext. Die Stücke sollen für das Selbststudium und die Bühne geeignet sein. Ralf Hermann hat Klavier & Posaune an der Johannes Gutenberg Universität Mainz studiert. Neben seiner pädagogischen Arbeit ist er künstlerischer Leiter einer Bigband und arbeitet als Komponist im Bereich Jazz. Weitere Noten von Ralf Herrmann scheinen nicht veröffentlicht zu sein, aber 2005 wurde eine CD mit den 10 Jazz-Etüden op.9 produziert.
Ich habe mehrmals an den Stücken aus Swing It versucht, finde aber keinen rechten Zugang zu den Kompositionen. Die Stücke haben eine Länge von 3 bis 5 Seiten, sind nicht mit Fingersätzen versehen aber die Pedalwechsel wurden notiert. Alle 10 Stücke sollen mit Pedal gespielt werden und wenn ich das Pedal wie notiert wechsele entsteht ein Klang, der mich eher an überhallige Bar-Piano-Musik als an Jazz erinnert (wobei das nicht mehr als ein Gefühl ist – ich habe keine Ausbildung im Bereich Jazz und kann nur mit meinen bisherigen Klangerfahrungen vergleichen). Ich würde aus dem Bauch heraus viel häufiger das Pedal wechseln. Leider finde ich auch nicht, ob und welches Stück verswingt (also mit triolischen Achteln) gespielt werden soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einfach Geschmacksfrage ist und in dem Ermessen des Pianisten liegt. Irgendwie frustrierend. Über die – meiner Meinung nach – korrekten Oktavierungszeichen haben ich mich aber sehr gefreut! Hier gibt es einen Artikel zum Thema. Ein Heft für den Unterricht scheint Swing It nicht zu sein. Die Stücke sind mir zu lang und zu unklar dafür.
Momentos von Jean Kleeb (BE 910) wurde mir von einer lieben Kollegin empfohlen und darüber bin ich auch auf die anderen Hefte dieser Reihe gestoßen. Jean Kleeb ist Brasilianer und lebt seit 1991 in Deutschland. Auf seiner Homepage bekommt man einen Eindruck von seinen vielseitigen Tätigkeiten. Beindruckend sozusagen! 😀
In Momentos finden wir 16 Stücke mit einer Länge von einer bis fünf Seiten. Auch hier sind die Stücke ohne Fingersätze – ein fortgeschrittener Klavierspieler sollte aber auch in der Lage sein, selbst die passenden zu finden. Ich habe ein paar Stücke angespielt und mir den Rest auf der CD angehört. Die Stücke liegen gut in der Hand und die lateinamerikanischen Rhythmen und Melodien machen einfach Spaß! Einige Stücke sind wirklich der Knaller und klingen schwerer, als sie zu spielen sind. Vier sehr charakteristische Tangos sind unter anderem dabei und ich halte das Heft für ein tolles Geschenk für Latin-Liebhaber und welche, die es noch werden wollen.
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Liebe Sandra
wie immer hast Du wieder tolle Rezensionen geschrieben und man weiss, woran man ist, wenn man sich für bestimmte Notenhefte interessiert! Ich glaube, ich werde mir auch noch ein paar von dieser Reihe kaufen, solange es sie noch gibt….
Von Jean Kleeb gibts auch noch das Mozart meets Jazz ,was ich auch ganz toll finde!
Liebe Grüsse
Marion