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Dennis Alexander ist einer der bekanntesten lebenden amerikanischen Pädagogen und komponiert fantastische Unterrichtsliteratur.
Und während ich diesen Satz formuliere geht mir folgende Frage durch den Kopf:
Gibt es das eigentlich in Deutschland? Bekannte Pädagogen & Komponisten?
Ich glaube nicht – hier zählt man als Komponist erst etwas, wenn man sich irgendetwas noch nie dagewesenes ausgedacht hat (was wie ich glaube, seit vielen Jahren nicht mehr möglich ist) oder wenn man tot ist. Am besten beides! 😉 Pädagogen werden nur akzeptiert, wenn sie 100 Jahre alte Klavierschulen benutzen und in alter Tradition lehren… So meine Erfahrung.
Pädagogisch kann man sich – meiner Meinung nach – von den Amerikanern eine große Scheibe abschneiden. Es gibt tolle Klavierschulen (wobei mir nur der allererste Anfang mit den auf beide Hände verteilten Melodien nicht gefällt) und die Noten sind so günstig, dass keiner darauf kommt, sie zu kopieren. Die Stücke sind eine gelungene Mischung aus Modern, Jazz und Klassik und für jeden Geschmack ist etwas dabei. Ich habe noch kein Notenheft mit Unterrichtsliteratur in den Händen gehabt, in dem Fingersätze fehlten.
Zurück zu Dennis Alexander. Er hat eine sehr angenehme und irgendwie “ruhige” Homepage und einen Überblick über seine Hefte findet ihr hier. Sein neuestes Großprojekt ist die neue Klavierschule von Alfreds. “Alfred’s Premier Piano Course” genannt. Mehrere der wichtigsten amerikanischen Klavierpädagogen haben hier zusammengearbeitet und ein neues Konzept entworfen. Ich habe alle Hefte, mich aber noch nicht ausreichend genug damit beschäftigt, um sie euch vorzustellen.
In Deutschland macht jeder seins. Es gibt gespaltene Lager. Die traditionellen Lehrer, die z.Bsp. nach der russischen Schule unterrichten und die modernen (zu denen ich mich zähle), die bei Klassikern “verpönte” Klavier-Popmusik wie Daniel Hellbachs “Easy Pop” spielen lassen (meine Erwachsenen lieben diese Stücke!) und das Pedal von Anfang an benutzen. Wie schön wäre es, aus allen Erfahrungen zu profitieren und etwas ganz Neues gemeinsam zu entwickeln. 🙂
Von Dennis Alexander möchte ich heute zwei Hefte vorstellen: “Especially for Girls” und “Especially for Boys”. Beide Hefte sind 16 Seiten dick und beinhalten 6 bzw. 7 Stücke. 6,95 Euro kosten die Hefte zum Bsp. bei alle-noten.de.
Noch etwas, was mir an amerikanischen Noten besser gefällt, sind die detailierten Schwierigkeitsangaben. Das Heft für die Mädchen ist mit: Late Elementary to Early Intermediate und das Heft für die Jungs mit Late Elementary ausgeschrieben. Sprich, “Especially for Boys” ist (eigentlich nicht nur ‘etwas’) leichter. Ich habe drei Stücke aus dem Heft ausgewählt und aufgenommen. “Big Chief Running Bear” ist das erste Stück in den Noten.
Sandra
Sandra
Sandra
Die Stücke sind sehr logisch komponiert, haben die richtige Länge, klingen super und machen Spaß. Die Fingersätze sind gut und sowieso halte ich viel von Kompositionen in 5-Ton-Räumen, wie Dennis Alexander es praktiziert. Die meisten Titel aus diesem Heft habe ich bereits mit Schülern gespielt. Auch die Mädchen hatten viel Freude! 😉 Die Stücke aus “Especially for Boys” finde ich viel ‘cooler’.
Titel wie “Babysitter Boogie”, “Astronaut Wannabe” oder “Waltz for a Princess” sind in der Ausgabe für die Mädchen zu finden. Die Stücke sind anspruchsvoller und etwas länger. Und genau darin liegt das Problem. Denn Mädels, die noch gern einen Prinzessinnen-Walzer (3 Seiten lang) spielen sind in der Regel noch zu jung, um die Stücke leicht bewältigen zu können.
Wenn ich die Stücke einer Altersgruppe zuordnen würde, denke ich bei “Especially for Girls” an Mädels in der 5. oder 6. Klasse. Die Stücke für die Jungs lassen sich schon ab der 3. Klasse bewältigen. Wobei ich immer aus meiner Unterrichts-Erfahrung mit normal begabten Kindern spreche.
Ich hoffe, euch gefallen die Stücke genauso gut wie mir. “Especially for Boys” bekommt von mir eine uneingeschränkte Empfehlung!
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Hallo!
Zuerst einmal: Ich finde, dass die vierhändigen Hefte von D. Alexander für den Klavierunterricht absolut unverzichtbar sind.
Was ich aber eigentlich sagen wollte: Ich halte den folgenden Satz – “Ich habe noch kein Notenheft mit Unterrichtsliteratur in den Händen gehabt, in dem Fingersätze fehlten” – überhaupt nicht für ein Qualitätsmerkmal von Unterrichtsliteratur. Es gibt so viele Noten mit schlechten Fingersätzen, bei denen man erstmal viel Zeit damit verbringt, alles zu verbessern, und dann hat man schon ein vollgeschmiertes Notenblatt vor sich. Ich finde, es reicht, wenn nur die allernötigsten Fingersätze drinstehen, den Rest kann man mit den Schülern besprechen. Die müssen lernen, wie man Fingersätze einrichtet. Ganz krass finde ich in dem Zusammenhang die – ansonsten eigentlich ganz gute – Aaron-Schule: Vielleicht sind die Fingersätze ja ok, aber dass über jeder Note ein Fingersatz steht, macht dem Schüler doch unterbewusst nur klar, dass er zu blöd ist, nach Noten zu spielen. Das kann es doch nicht sein. Von der ersten Stunde an müssen die Schüler ihren Fingersatz selber mitbestimmen dürfen und selber überlegen dürfen.
Danke für Deinen Kommentar Wolfgang! Die vierhändigen Hefte muss ich mir noch einmal genauer ansehen. Bis jetzt habe ich sie nicht genutzt, da mich bei den amerikanischen Heften das großzügige Notenbild und die damit verbundene Blätterei stört. Ob das bei Dennis Alexander auch so war, weiß ich gar nicht mehr.
Ich glaube, die Fähigkeit, als Schüler gute Fingersätze zu kreieren kommt mit der Zeit und mit zunehmender Spielerfahrung. Jeder Schüler wird es irgendwie hinbekommen, ein Stück ohne Fingersätze zu spielen, aber ob diese dann gut und logisch sind, ist eine andere Frage. Ich bespreche und korrigiere gern mit meinen Schülern Fingersätze und ab und zu sollen sie selbstständig welche machen, aber das ist eher die Ausnahme.
Für mich haben Fingersätze in Noten für Anfänger ganz klar etwas mit Qualität zu tun. Ich komponiere selbst und weiß, wie mühsam und zeitaufwendig es ist, alle nötigen Fingersätze einzutragen. Dazu muss das Stück mindestens von zwei oder drei Schülern gespielt werden. Es ist einfach noch einmal viel mehr Arbeit, als schnell mal das Manuskript ohne einzureichen (eine Einstellung, die mich bei den geringen Honoraren auch nicht wirklich wundert).
Wobei ich für mich ganz klar sagen kann, Fingersätze besser und passender zu machen bzw. zu korrigieren ist viel leichter als grundständig welche einzutragen.
Ich hatte noch keine Noten mit wirklich schlechten Fingersätzen in der Hand, hast Du ein Beispiel?
Aarons Klavierschule gibt es wohl mitlerweile in einer überarbeiteten Fassung. Die Stücke sind so schön, wurde Zeit, dass sich jemand darum gekümmert hat.
Grüße von Sandra
Hallo Sandra!
Ein Buch in dem ich ständig Fingersätze korrigieren muss ist das Buch: Klassik für Kinder aus dem Schott-Verlag. Ein Beispiel: Clementi, Sonatine C-Dur, 3. Satz, Vivace. Es gibt da bestimmt für jeden Fingersatz gute Gründe, aber man kann auch mit dem 3. beginnen, es muss nicht der 4. sein. Ok, dann kommt kein Fingersatzwechsel auf dem zweifachen C, aber muss der sein? Auf dem zweifachen G in Takt 4 ist auch kein Fingersatzwechsel, dann kann doch der auf dem C auch nicht so wichtig sein. Die schreiben also diesen Fingersatz hinein und dann jedesmal, wenn die Stelle wiederkommt schreiben sie ihn wieder. Völlig überflüssig!
Und mit Anfängern: Vom ersten Stück an kann vom Lehrer die Frage kommen: Mit welchem Ton beginnst du, mit welchem Finger und warum mit diesem Finger. Und nach einem Vierteljahr, wissen die Kinder, warum sie welches Stück mit welchem Finger beginnen. Es macht sie selbständig.
Ich finde auch, dass man in den Stücken etwas Fingersatz angeben kann – aber nur da, wo er wirklich nötig ist und dann nicht jedesmal, wenn die Stelle wiederkommt. Das kann Schüler und Lehrer überlassen bleiben, die den Fingersatz dann genau für den Schüler passend machen. In dem Zusammenhang: Machst du mit jedem Schüler bei einem bestimmten Stück immer dieselben Fingersätze oder kann es sein, dass zwei Schüler auch zwei unterschiedliche Fingersätze haben?
Viele Grüße
Wolfgang
Bei älteren klassischen Noten scheint es zwei “Regeln” zu geben. Bei Tonwiederholungen muss der Finger gewechselt werden und der Daumen hat auf einer schwarzen Taste gar nichts zu suchen. Dafür werden absurde Fingersätze in Kauf genommen. Ich lasse meine Schüler gern mit dem Daumen auf schwarzen Tasten spielen und Fingerwechsel bei Tonwiederholungen brauchen sie nur machen, wenn es sinnvoll ist und sich gut anfühlt.
Meine Anfängerstücke sind sehr oft in Fünftonräumen und natürlich suchen wir den tiefsten und den höchsten Ton raus. Damit ergibt sich die richtige Lage. Lagenwechsel sind dann besonders bei Tonwiederholungen sinnvoll, da man da sowieso absetzen muss. Wahrscheinlich bespreche ich viele Fingersatzregeln immer wieder so nebenbei und meine Schüler sind fitter, als ich denke. 🙂
Ja, und auch unterschiedliche Fingersätze sind total ok. Logisch müssen sie sein und natürlich funktionieren. Schüler gehen oft unverkrampfter an die Sache, meine Hände haben natürlich ihre Vorlieben. Wir besprechen dass und nehmen, was besser passt. Mit mir kann man wunderbar diskutieren.
Bei Akkorden, ganz besonders bei Dreiklängen lege ich aber großen Wert darauf, dass die zweiten bis fünften Finger nebeneinander liegen und sich daraus ergibt, ob der zweite oder der dritte Finger benutzt wird.
Die amerikanischen Noten arbeiten viel mit diesen Fünftonräumen und die Komponisten schreiben dementsprechend. Auch klassische Noten habe ich aus den USA. Wenn ich irgendwann einmal viel Zeit habe, schaue ich mir genauer an, ob die Fingersätze vergleichbar sind. 😉
Ich freue mich auch in Zukunft auf Deine Meinung!
Liebe Grüße und bis bald,
Sandra