Musiktheorie: Die Tongeschlechter Dur & Moll

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 © Evdakovka - Dreamstime.comWas ist eigentlich Dur und Moll?

Wikipedia bezeichnet Dur und Moll als ein Tongeschlecht. Skala, Modus und Tonleiter dienen auch als Erklärung. Wenn ich meine Schüler frage, höre ich oft, Dur ist fröhlich, Moll ist traurig. Oder: Dur hat Kreuze, Moll hat B-Vorzeichen. Woher kommen eigentlich diese Informationen? Wer erzählt so etwas? 😉 In der Schule wird das Thema Dur & Moll natürlich auch behandelt, aber wirklich verstanden hat es kaum einer meiner Schüler. Das ist doch ein guter Grund, es auch mit einer Erklärung zu versuchen.

Für mich sind Dur und Moll Tonvorräte. Diese Tonvorräte bestehen aus sieben verschiedenen Tönen. Und aus diesen Tönen wird Musik gemacht. Die Töne sind die Grundlage für Melodien oder Instrumentalstücke.

Eigentlich unterscheiden sich die Tonvorräte gar nicht so sehr. Jeder Tonvorrat ist auf einem Grundton in Tonschritten aufgebaut. Dabei unterscheidet man Ganztonschritte und Halbtonschritte. Auf dem Klavier sind diese ganz einfach zu erkennen.

Halbtonschritte gehen von einer Taste zur nächstmöglichen.  In einer Tonleiter sind das in der Regel aber immer zwei verschiedene Stammtöne. Also g und as zum Beispiel. Nicht g und gis. Ein Ton hat etwas mit dem Stammton g zu tun und der andere etwas mit dem Stammton a.

© Sandra Labsch

Ganztonschritte (blau dargestellt) bestehen im Prinzip aus zwei Halbtonschritten (mit rot verdeutlicht). Bei einem Ganztonschritt wird also eine Taste (egal ob schwarz oder weiß) übersprungen.

© Sandra Labsch

Die Tonvorräte einer Dur und einer Molltonleiter haben nun eine bestimmte Abfolge von Halb- und Ganztonschritten. Ich sage meinen Schülern, dass der eigentliche Unterschied die Lage der Halbtonschritte ist.

Bei Dur liegen diese zwischen dem 3.+4. und 7.+8. Ton. Gut merken kann man sich die zweite Stelle durch diese Aufgabe: 3+4=7(+8).

Bei Moll liegen die Halbtonschritte zwischen dem 2.+3. und dem 5.+6. Ton. Auch hier klappt das mit dem Rechnen: 2+3=5(+6).

Die meisten Tonleitern haben schwarze Tasten, da die Reihenfolge der Ganz- und Halbtonschritte eingehalten werden muss. Hier am Beispiel D-Dur und D-Moll. Diese beiden Tonleitern bestehen aus folgenden Tönen:

D-Dur:    d – e – fis – g – a – h – cis – d

© Sandra Labsch

D-Moll: d – e – f – g – a – b – c – d

© Sandra Labsch

Durch die unterschiedliche Lage der Halbtonschritte unterscheidet sich der Klang von Dur und Moll. Die Wörter Dur und Moll stammen übrigens aus dem Lateinischen und bedeuten hart->durum und weich->mollis.

Dur klingt für mich strahlend und hell und Moll beschreibe ich als weich und dunkel. Ein trauriges Stück ist sehr sicher in Moll komponiert, aber nicht jedes Moll-Stück ist traurig.

Zwei meiner Stücke habe ich als Hörbeispiel herausgesucht. “Frühlingserwachen” ist in D-Dur geschrieben. Duriger geht es nicht! 😉 “Open your Mind” steht in D-Moll.




Jede Dur-Tonart hat eine parallele Moll-Tonart. Die beiden Tonarten haben die gleichen Vorzeichen, und somit auch die gleichen Töne. Nur, dass der Grundton (der Startton der Tonleiter) ein anderer ist. C-Dur und A-Moll sind parallele Tonarten. Diese beiden Tonarten haben keine Vorzeichen. Von der Dur- zur verwandten (parallelen) Molltonart kommt man, in dem man drei Halbtonschritte nach unten geht. Eine kleine Terz könnte man auch sagen. C und A sind im Abstand einer kleiner Terz.

© Sandra Labsch

Es gibt also für jede Vorzeichenkonstellation je eine Dur und eine Molltonart. Allein über die Vorzeichen kann man somit noch nicht bestimmen, in welcher Tonart man ist. Dafür braucht es den Grundton, welcher in der Regel der letzte Ton der Melodie ist. Als Pianisten kann man die Tonart auch über die erste und die letzte Harmonie im Stück bestimmen.

Dur und Moll sind nur zwei Tonvorräte von vielen. Diese haben sich im Laufe der Zeit durchgesetzt. Über andere Skalen habe ich auch bereits Artikel geschrieben. Beispiele sind die dorische, die phrygische, die lydische oder die mixolydische Skala.

Aber es gibt noch viele mehr. Selbst Moll gibt es in drei verschiedenen Arten. Reines Moll, harmonisches Moll und melodisches Moll unterscheidet man. Über das reine Moll ging es im heutigen Artikel. Die anderen Modi werde ich sicher auch noch vorstellen.

Einen guten Start in die Woche wünscht euch,

Eure Sandra

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5 Gedanken zu „Musiktheorie: Die Tongeschlechter Dur & Moll

  1. Marcos Moreno

    Hola Sandra,

    einfach eine Phänomenale Erklärung !
    Hätte meine Harmonie Lehrerin, vor einigen Jahren schon , auf diese Art und Weise
    solche Konzepte geklärt ….

    Un abrazo de,

    Marcos.

    Antworten
  2. Bernd Willimek

    Strebetendenz-Theorie: Warum klingt Moll traurig?

    Die Strebetendenz-Theorie sagt, dass Musik überhaupt keine Emotionen vermitteln kann, sondern nur Willensvorgänge, mit denen sich der Musikhörer identifiziert. Beim Vorgang der Identifikation werden die Willensvorgänge dann mit Emotionen gefärbt.

    Bei einem Durakkord identifiziert sich der Hörer mit dem Willensinhalt “ja, ich will!”, bei einem Mollakkord mit dem Willensinhalt “ich will nicht mehr!”. Der Willensinhalt “ich will nicht mehr!” kann als traurig oder als wütend erfahren werden, je nachdem, ob ein Mollakkord leise oder laut gespielt wird. Wir unterscheiden hier genauso, wie wir unterscheiden würden, wenn jemand die die Worte “ich will nicht mehr!” einmal leise flüstert und einmal laut herausschreit. Im ersten Fall klängen sie traurig, im zweiten wütend.

    Auf ähnliche Weise kann die Strebetendenz-Theorie die Wirkungen anderer Harmonien erklären. Zur Strebetendenz-Theorie gibt es jetzt einen Wikipedia-Eintrag:
    http://www.de.wikipedia.org/wiki/Strebetendenz-Theorie
    und einen Artikel im neuen Musikforum des Deutschen Kulturrats auf Seite 52:
    http://www.kulturrat.de/dokumente/MuFo-01-2015.pdf
    Bernd Willimek

    Antworten
    1. Sandra Beitragsautor

      Sehr interessant, Herr Willimek. Herzlichen Dank für Ihren Kommentar!

      Ich muss den eben gelesenen Artikel noch auf mich wirken lassen, hatte aber trotzdem gleich den Gedanken, wie sich es sich mit der Wirkung der Kirchentonarten verhält und wie es sich erklären lässt, dass die einzelnen Dur- und Molltonarten doch unterschiedliche Charaktere haben und meiner Meinung nach auch unterschiedliche Stimmungen erzeugen und Emotionen wecken. D-Moll klingt im Gesamten wesentlich dunkler als E-Moll, obwohl die Tonhöhe bei e ja im Prinzip nur geringfügig höher ist.

      Das merke ich immer dann, wenn ich meine leichteren Kompositionen in verschiedenen Tonarten ausprobiere. Die einzelnen Bausteine bzw. Akkorde und deren Folge sind dann doch nicht der einzige Grund, welche Wirkung ein Stück hat.

      Viele Grüße,
      Sandra Labsch

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