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Nachdem sich der zweite Teil der Komponier-Serie mit dem Thema Boogie/Blues beschäftigt hat ( hier nachzulesen) möchte ich heute an den ersten Teil der Serie anschließen. Ich hatte die Wellenmusik aus der Klavierschule “123 Klavier” vorgestellt und erklärt, wie man das Stück mit Schülern nachkomponieren kann. *Klick* Das allein ist bereits eine richtige Komposition und super geeignet, um den Pedalgebrauch zu üben. Wie man zu diesen Harmonien nun eine Melodie komponieren kann, möchte ich Euch heute zeigen.
Diese Methode funktioniert bei jedem Schüler. Auch beim unkreativsten. Und es ist interessant, dabei zuzusehen, wie eine Melodie entsteht. Ich habe so mit fast jedem Schüler ein Stück gebastelt – die Ergebnisse konnten sich wirklich sehen bzw. hören lassen.
So sah sie aus, die Wellenmusik aus dem ersten Teil der Serie:
Und so geht es weiter:
- Taktart wählen & Rhythmus-Bausteine besprechen
- Begleitmuster aussuchen
- Melodietöne für den Taktanfang festlegen
- Melodietöne verbinden
Taktart wählen & Rhythmus-Bausteine besprechen
Zum Komponieren einer Melodie über vorgegebene Harmonien bevorzuge ich einen 6/8tel oder einen 3/4 Takt. Der 4/4 Takt ist mir schlichtweg zu lang. Der 6/8 Takt mit seiner Aufteilung auf zwei Takthälften ist mir persönlich am sympathischsten und eine schöne Gelegenheit, mit Schülern den Unterschied zwischen einem 3/4 und einem 6/8 Takt zu wiederholen.
Typische Rhythmusbausteine für den 6/8 Takt sind:
- a) die punktierte Halbe (= ganzer Takt)
- b) eine punktierte Viertel (= halber Takt)
- c) Viertel plus Achtel (= halber Takt)
- d) drei Achtel (= halber Takt)
Manchmal reichen diese Rhythmus-Bausteine nicht aus. Will man zwei Töne in einem Takt unterbringen wäre es wohl naheliegend, zwei punktierte Viertel zu wählen. Wenn aber der zweite Ton nicht zum Begleitmuster passt, ist es besser, den dissonanten Melodie-Ton an eine andere Stelle zu schieben. Auch um etwas rhythmische Abwechlsung in die Melodie zu bringen ist dies eine gute Möglichkeit:
Will man mehr als drei Töne in einer Takthälfte unterbringen muss man natürlich mit Sechzehntel-Noten arbeiten:
Kombinationen gibt es natürlich noch viele weitere. Bei Beispiel a) kann man beispielsweise die beiden Sechzehntel auch auf den ersten oder den zweiten Pulsschlag setzen.
Begleitmuster aussuchen
Bei Begleitmustern mit sechs Achtelnoten fallen mir spontan folgende ein:
Nicht jedes davon eignet sich als Begleitung für eine Melodie im 6/8 Takt. Ein gutes Gefühl bekommt man, wenn man das Begleitmuster einige Takte mit diesen Betonungen spielt. Letztenendes gibt es nur noch eine hörbare Betonung auf dem ersten Pulsschlag im Takt, aber wenn der Pianist nicht seine Taktart fühlt wird auch der Zuhörer nicht verstehen, was er da hört.
Ich habe mich für das Begleitmuster d) entschieden und werde damit weiter experimentieren.
Melodietöne für den Taktanfang festlegen
Die Melodietöne für den Taktanfang festzulegen geht ganz schnell. Natürlich sollte am Anfang des letzten Taktes der Grundton stehen. Die anderen “Zieltöne” am Taktanfang sollen ein Ton aus dem Dreiklang sein.
Melodietöne verbinden
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Töne am Taktanfang bzw. die Zieltöne zu verbinden. Erst durch die Tonschritte wird aus diesen Tönen eine richtige Melodie.
Die einfachste Möglichkeit ist, die Zieltöne auf direktem Weg zu verbinden. Den Rhythmus hätte ich auch anders gestalten können. Mein Vorschlag:
Eine Möglichkeit, die Melodieführung ein wenig aufzulockern ist, die Zieltöne zu wiederholen, bevor man den nächsten Zielton ansteuert. Dies habe ich auch hier wieder auf dem direkten Weg gemacht.
Noch eine Möglichkeit von Zielton zu Zielton zu kommen sind kleine Schlenker. Umwege sind auch ganz hübsch!
Für das nächste Beispiel habe ich vom Ton am Taktanfang einen Sprung gewagt und bin von dort in Tonschritten zum nächsten Zielton gekommen.
In diesem Beispiel gibt es nicht nur einen Tonsprung vom Ton am Taktanfang. In jedem Takt findet sich ein weiterer Tonsprung. In der Regel gehören die angesprungenen Töne zur Harmonie. Im Takt zwei gibt es mit dem “C” eine Ausnahme.
Ist Euch schon aufgefallen, dass im vierten Takt der Melodie in jedem Beispiel ein langer Ton ist? Das führt dazu, dass das Stück in zwei viertaktige Phrasen unterteilt wird. Dadurch kann man beim Zuhören kurz durchatmen. Das klingt rund und vertraut. Ich bevorzuge es, die Begleitung am Phrasenende ein wenig zu variieren. Ebenso ziehe ich am Ende des Stückes ein Begleitmuster vor, welches etwas moderner klingt als das bisher vorgestellte. So zum Beispiel:
Nach den vielen Beispielen hatte ich auch Lust, eine eigene Melodie auf diese Harmonien und Zieltöne zu komponieren:
Als kleine Spielerei habe ich noch zwei Takte am Ende eingebaut (Takt 7+8). Die Schlußharmonie C-Dur wollte ich so noch etwas herauszögern und interessanter erscheinen lassen.
Und zum Schluss noch ein Harmonie-Vorschlag für eine weitere eigene Melodie. Die acht Takte stammen aus dem Stück “A Long Long Time Ago” von Martha Mier, die ich als Komponistin sehr schätze!
Viel Freude beim Komponieren,
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Liebe Sandra,
vielen, vielen Dank für diese tolle Schritt-für-Schritt-Anleitung!!!
All die vielen Notenbeispiele und die Aufnahmen dazu- einfach super!
Liebe Grüße,
Carina
Wow Sandra, vielen Dank für diesen tollen Artikel und die vielen Hörbeispiele.
Da hast du bestimmt eine Weile gebraucht. Es ist toll mal einen Einblick in das Komponieren zu bekommen und zu verstehen und auch Beispiele zu bekommen, wie man es angehen kann. Ich würde mich freuen wenn du diese Artikel-Reihe fortsetzt.
Gruß
Tobi