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Heute möchte ich etwas ausführlicher “TAKE it EASY” von Mona Liese vorstellen. Das Heft ist 2014 im Friedrich Hofmeister Verlag zum Preis von 12,50 Euro erschienen.
Bereits Mona Lieses erstes Heft “Carnevale di Venezia” habe ich im August 2013 in diesem Artikel vorgestellt. Mir haben die Stücke wirklich gut gefallen. Die Arbeit des Lektorats allerdings weniger.
Nachdem ich mich intensiv mit Mona Lieses neuem Heft TAKE it EASY beschäftigt habe, überkommt mich das Gefühl, dass die Komponistin keine gute Wahl mit dem Friedrich Hofmeister Verlag getroffen hat. Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass sich ein Lektor mit Unterrichtserfahrung und klavierspezifischem Wissen das Heft durchgesehen hat. Auch der Autorin hätten einige Fehler auffallen müssen, sofern sie die Möglichkeit hatte, die Noten vor der Indruckgabe noch einmal durchzusehen.
Für den heutigen Artikel habe ich, mit Ausnahme von Swinging, alle Stücke aufgenommen. Zu jedem Stück werde ich ein paar Ideen notieren, Fragen stellen und Tipps geben, wie man den Text vielleicht verstehen könnte.
Wie beschreibt der Verlag das Heft?
“Die 10 kurzen Klavierstücke aus TAKE is EASY sind Jazz, Rock, Pop, Blues oder ein Tango. Die Zeichnungen hat der chinesische Maler Xi Tong Zhang (geb. 1985) für euch gemalt. Er lebt und arbeitet in Rom.
Liebe “Piano-Player”: TAKE is EASY ist moderne Mainstream Music für alle (Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer).” (Vorwort)
In meiner persönlichen Schwierigkeitseinteilung sehr leicht – leicht – mittelleicht – mittelschwer – schwer – sehr schwer würde ich das Heft bei leicht und mittelleicht einordnen. Wobei die meisten Stücke zu mittelleicht tendieren. Alles Stücke sind genau eine Seite lang. Das hat mir schon bei Mona Lieses erstem Heft sehr gefallen. Ich mag Miniaturen.
Bevor ich zu den einzelnen Stücken kommen, möchte ich drei allgemeine Punkte ansprechen.
Ich finde das Notenbild bezüglich der Abstände der Notensysteme nicht lesefreundlich. Was mich sehr stört ist ein zu großer Abstand zwischen dem Notensystem der linken und rechten Hand und ein zu kleiner Abstand zwischen den einzelnen Zeilen. Ich habe eine Grafik vorbereitet. Links mit Abständen aus dem Heft, rechts wie es meiner Meinung nach komfortabler zu lesen ist. (Zum Vergrößern einfach auf das Bild klicken.)
Die Pedaleintragungen finde ich ebenfalls nicht gelungen. Das Pedal ist mit der altmodischen Pedalnotation Stern + Ped. notiert. (In diesem Artikel gibt es Notationsbeispiele.) Wieder meine Frage, warum nicht der moderne und viel genauere Pedalkeil verwendet wurde? Moderne Stücke und altmodische Notation ist keine gelungene Mischung.
Die Pedaleintragungen sind zudem nicht vollständig und es ist einmal mehr, einmal weniger Abstand zwischen Stern und Ped. Mal ist der Stern höher, mal auf gleicher Höhe und mal tiefer als “Ped.” notiert. Besonders im letzten Stück sieht das aus wie Kraut und Rüben. Wir Pianisten müssen so viel mehr lesen und wahrnehmen als andere Instrumentalisten. Ein schönes und ausgewogenes Notenbild würde es uns viel leichter machen.
Wenn das Pedal nur beispielhaft für wenige Takte eingetragen ist und es danach so weitergehen soll, muss ein sim. oder simile für: so weiter stehen. Tut es aber nicht. Warum? Ich habe für die Aufnahmen das Pedal nur benutzt, wo es notiert war. Das ist wahrscheinlich nicht im Sinne der Komponistin. Als Klavierspieler ist es aber auch nicht in meinem Sinne, raten zu müssen. Wenn ich als Komponist nicht die genauen Pedalwechsel eintragen möchte, notiere ich, dass das Stück mit Pedal gespielt werden soll. Fertig.
Der dritte Punkt ist die Notation von triolischen Achteln. Verswingte Stücke notiert man meiner Meinung nach am sinnvollsten mit ganz normalen Achteln und dem Hinweise, sie triolisch zu spielen. (In diesem Artikel könnt ihr nachlesen, wie man ternäre bzw. triolische Achtel spielt.)
“Swinging”, das zweite Stück in TAKE it EASY habe ich nicht aufgenommen, weil ich es nicht lesen konnte. Links seht ihr die ersten beiden Takte aus dem Heft. Rechts mein Vorschlag für eine wesentlich leichter zu verstehende Version. Ein Fragezeichen für das Pedal – ich habe keine Ahnung, wie man es benutzen soll.
Nur in den ersten beiden Zeilen ist das Pedal eingetragen. Ab Zeile drei habe ich es weggelassen. Warum ist in Takt 9 die linke Hand zweistimmig notiert und in den nächsten beiden Takten nicht? Sollte die Decrescendo-Klammer von Takt 15 nicht bis zum Piano in Takt 17 gehen? Oder in welcher Lautstärke soll ab Takt 16 gespielt werden? Bei den Arpeggi stört mich, dass die Schlängellinie nicht exakt mit dem unteren und oberen Ton enden. Macht das Notenprogramm das nicht automatisch?
Das Pedal ist in der ersten und letzten Zeile notiert. Ist es korrekt notiert und soll das wirklich so klingen? Ist es niemandem aufgefallen, dass der Vorschlag in Takt 6, 13 und 14 der gleiche Ton wie die Hauptnote ist? Die Vorschlagsnoten kann man auch in den anderen Takten kaum lesen. Mal sind sie höher, mal tiefer gerückt. Das Notenprogramm schreibt doch die Vorschlagsnote D immer an die gleiche Stelle? Warum sehe ich Unterschiede?
Auch hier habe ich ab Zeile zwei das Pedal nicht mehr verwendet. Wahrscheinlich soll man es weiterhin taktweise wechseln. Ab etwa der Mitte in Takt 10 soll für zwei weitere Takte ritardando gespielt werden. Darin enthalten sind zwei Töne, die mit Fermate notiert sind. Das ist ganz schön kompliziert zu spielen.
Der Schlussstrich wurde mit einem Wiederholungszeichen verwechselt. In Takt 19 und 20 spielt die rechte Hand ein Gis und die linke ein G? Ist das korrekt? Hilfreich wäre es, in der linken Hand ein Auflösungszeichen in Klammern zu notieren, sollte wirklich ein G gemeint sein.
Bei Loving wundert es mich, dass überhaupt keine Pedal-Eintragung vorhanden ist. Ich fände es sehr passend zur Stimmung des Stückes. Im Takt 8 gibt es einen Zweiklang, über dem ritardando notiert ist. Beim nächsten Ton geht es a tempo weiter. Ritardando bedeutet allmählich langsamer werden. Wie soll denn ein einzelner Ton allmählich langsamer werden? Steht das ritardando an der falschen Stelle?
Blue Evening ist wie Swinging verswingt zu spielen. Das Stück ist allerdings so überschaubar, dass ich es relativ gut lesen und verstehen konnte. Auf dem 4. Pulsschlag im Takt 5 ist eine duolische Pause + Achtel notiert. Das muss ein Fehler sein. Der Bogen in der rechten Hand zwischen Zeile 3 zu Zeile 4 irritiert. Er ist unnötig und impliziert eine gehaltene Note, die nicht vorhanden ist. Im Takt 11 verstehe ich den Haltebogen in der rechten Hand nicht. Ist dieser ein Versehen? Und wohin gehört der Fingersatz zwischen den ersten beiden Vierteln der linken Hand in Takt 6?
Bei diesem Stück habe ich mich gefragt, ob nicht auch das Thema in der rechten Hand schon im Staccato zu spielen ist. Staccato taucht erst auf, wenn die linke Hand das Thema (bzw. Motiv) übernimmt. Über Takt 8 steht ein ritardando. Dieses wird nicht aufgelöst. Ich habe also versucht, die restlichen 16 Takte langsamer zu werden. Das soll mitnichten so gespielt werden – aber nun, so ist es eben notiert. Ich persönlich würde das Stück eher ohne Pedal spielen. Für mich hört sich das runder an. Den Rhythmus von Takt 10 möchte ich noch korrigieren. Meines Wissens müssen die beiden Takthälften erkennbar sein.
Auch bei Dreaming habe ich nur in der ersten Zeile das Pedal benutzt. Hier fehlt wieder die Notiz sim., also dass auf die gleiche Weise weitergemacht werden soll. In dem Stück wechseln sich accelerando und ritardando ab. Ich würde darauf tippen, dass am Zeilenanfang bzw. immer dann, wenn sich der Anfangs des Stückes wiederholt, ein a tempo fehlt.
Bei diesem Stück hatte ich nur den kleinen Gedanken, dass es sich besser spielen lassen würde, wenn man auf dem dritten Pulsschlag im zweiten Takt in der rechten Hand das a weglassen würde. Das lässt sich besser greifen und so kommt das Phrasenende sicher pünktlicher.
Beim letzten Stück im Heft wurde anstatt der geschwungenen Klavierklammer wieder eine eckige Klammer benutzt. Wie kann denn das passieren? Die suboptimalen Pedaleintragungen habe ich bereits oben erwähnt.
Wie gefallen euch die Stücke? Bin ich zu pingelig?
Nun da ich mir meinen ganzen Ärger von der Seele geschrieben habe, höre ich mir die Stücke noch einmal an und erfreue mich daran, wie viel Schönes in den kleinen Kompositionen steckt.
Einen guten Start in die Woche,
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Danke für die Vorstellung dieses Notenheftes, liebe Sandra.
Die Stücke klingen interessant und sind abwechslungsreich. Ich könnte mir gut vorstellen, dass vor allem erwachsene Anfänger daran Spaß haben könnten.
Doch das, was du zum Notendruck schreibst, schreckt mich ab. Schade, dass in dem Verlag wohl keiner etwas vom Klavierspielen versteht. Noten müssen gut lesbar sein. Vor allem, wenn es Noten für Anfänger sind. Der Zeilenabstand ist wirklich viel zu groß.
Auch bezüglich der Notation der triolischen Achtel gebe ich dir Recht. Ich habe auch Noten, in denen der ternäre Rhythmus ausgeschrieben ist. Das erschwert das Notenlesen. Bisher haben alle meine Schüler es problemlos geschafft, die gerade notierten Achtel triolisch zu spielen.