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In meinen Regalen stapeln sich die Noten meiner Bestellungen aus den USA, Großbritannien und den heimischen Notenshops. Viele jazzige Hefte sind dabei und um ein bisschen den Überblick über meine Einkäufe zu behalten gibt es diese neue Serie. Ich bestelle ja wirklich gern im Ausland, da ich die günstigen Preise sehr schätze. So kauft man dann auch mal das ein oder andere Heft aus purer Neugier. 😳 Bei sheetmusicplus.com ist es jedoch möglich, in die meisten Notenhefte einen Blick werfen, so dass man vor allzu großen Überraschungen gefeit ist. In Großbritannien habe ich schon häufig bei amazon.co.uk eingekauft. Mittlerweile bekommt man aber viele ausländische Noten auch bei uns, so dass eine Bestellung im Ausland nicht unbedingt nötig ist.
“Color Me Jazz” von Lee Evans gibt es in zwei Heften, wobei das erste für Anfänger und das zweite für fortgeschrittenere Schüler ist. “Late Elementary” und “Early Intermediate/Intermediate” heißen die angegebenen Schwierigkeitsgrade. Ich empfinde das Titelbild und die Stücke an sich eher passend für Jugendliche und Erwachsene. Jeder Band beinhaltet 13 Stücke und ganz vorn im Heft gibt es einige Notizen für den Lehrer, in denen erklärt werden, was an den Stücken jazzig ist. Das gefällt mir! Ich bin – ehrlich gesagt – kein besonders großer Jazz-Liebhaber und -Hörer, ich mag Jazz “light” (Stücke mit jazzigen Elementen). Ich brauche ein Thema, welches wiederholt wird. Und ich brauche eine Form, die ich verstehe. Wenn klassisch ausgebildete Musiker Jazz schreiben, klingt es meist anders (irgendwie breitenverträglicher) als wenn “richtige” Jazzer komponieren. In den Heften finde ich meinen Geschmack nicht ganz getroffen. Die Stücke sind ziemlich jazzig. Als ich mir die beiden Hefte noch ein zweites Mal angeschaut und die Stücke erneut gespielt habe bekam ich witzigerweise einen ganz anderen Eindruck als beim ersten Mal. Im ersten Heft hatte ich beim ersten Durchspielen nicht den Eindruck, dass eine Melodie hängengeblieben wäre. Ich habe die Form der Stücke nicht verstanden und alles hörte sich so “unrund” an. Beim zweiten Versuch fing ich mit dem letzten Stück an und kämpfte mich nach vorn durch. Und siehe da. Zwei- und dreiteilige Formen waren plötzlich zu erkennen. 😉 Die ersten Stücke, bei denen sich die Hände hauptsächlich abwechseln, scheinen mir nicht zu liegen. Auch interessant, dass es im ersten Heft keine verswingten Stücke gibt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob meinen Schülern die Stücke gefallen. Den zweiten Band fand ich beim zweiten Durchspielen deutlich weniger interessant als beim ersten Mal. Aber ich mag es, dass Lee Evans so “logisch” komponiert. Es gibt immer wieder Komponisten und Stücke bei denen ich denke: das funktioniert nie und nimmer. Ich kenne meine Schüler und bis auf extrem wenige Ausnahmen machen alle die gleichen Fehler in den gleichen Stücken. Und Komponisten, die das verstehen schreiben anders und “logischer”.
Die vier “All That Jazz & Pizzazz” Hefte von Walter & Carol Noona habe ich sehr wahrscheinlich zum günstigeren Set-Preis gekauft, da ich in der Regel keine Noten mit der pädagogischen Einstufung “Easy” in den Warenkorb lege. Die Amerikaner beginnen mit Melodien, die auf beide Hände verteilt sind. Das ist langweilig, unnötig und so klavier-untypisch. Der Kauf des ersten Bandes aus der Serie wäre auch wirklich nicht nötig gewesen, denn die Stücke werde ich weder mir noch einem Schüler “antun”. Viele Stücke haben einen (kindgerechten) Text und eine ein- oder zweihändige Ergänzung für den Lehrer. Aber ein Stück muss auch ohne diese Ergänzung gut klingen und das tun die Stücke aus dem ersten Band meiner Meinung nach nicht. Auch wenn ein Kind das – aufgrund mangelnder Vergleichsmöglichkeiten – wahrscheinlich anders sehen würde. Der zweite Band ist als “Moderate Easy” eingestuft und beinhaltet 14 Stücke, die deutlich klavier-typischer klingen (bis auf die ersten vier, in denen sich die Hände wieder abwechseln). Viele schöne Ideen sind in dem Heft zu finden, aber leider komponieren die Noonas nicht “logisch”. Ich mag es nicht, wenn Stücke so komponiert sind, dass man nicht gut binden kann. Wenn es zu viel unnötige Tonwiederholungen gibt oder die eine Hand einen Ton spielt, der direkt im Anschluss von der anderen Hand gespielt werden soll (und ansonsten legato gespielt werden soll). Das liegt nicht gut und das bringt einen aus dem Spielfluss. Im zweiten Heft sind nur zwei Stücke verswingt zu spielen (im ersten Heft keines) und dann finden wir schon einzelne Achtelnoten, statt Achtelpärchen. Das ist zu schwer zu verstehen für Schüler. Da muss sogar ich nachdenken. Oder wenn diese Begleitfigur im staccato gespielt werden soll, komme ich direkt ins schleudern:
Und ich könnte noch so viel mehr Beispiele bringen, die sich nicht gut spielen lassen, nicht “logisch” sind. Schade, damit ist die Reihe schon durchgefallen. In mir erwecken solche Stücke aber immer den Ehrgeiz, es besser zu machen. Wenn mir nichts zum Komponieren einfällt, werde ich sicher die Idee des ein oder anderen Stückes aufgreifen und ein spielfreundlicheres daraus basteln.
Die “Piano Time Jazz” Hefte von Pauline Hall sind sehr schön gestaltete Ergänzungsbände zu der britischen Klavierschule “The Oxford Piano Method”. Die Titelbilder sind witzig und im Heft gibt es immer wieder nette Zeichnungen. 53 Stücke von zehn verschiedenen Komponisten sind insgesamt in den beiden Heften zu finden Nur acht davon sind von Pauline Hall. Ich habe mich ja wirklich wohlwollend durch alle Stücke gespielt, aber ich konnte nur drei (!) finden, die mir gefallen haben. Uff … Das ist kein guter Schnitt. Viele Stücke haben zudem mit Jazz soviel zu tun wie das derzeitige Wetter mit Frühling. Zwei Grad plus und ein charmanter weiß-grau-melierter Himmel … 🙄 Die verswingt zu spielenden Stücke sind mit punktiertem Rhythmus notiert. Und bei einigen steht noch nicht mal dabei, dass die punktierten Achtel triolisch zu spielen sind. Zwei Stücke sind doch tatsächlich im 12/8 Takt notiert. Als Ersatz für einen 3/4 Takt mit triolischen Achteln. Das ist doch ein Scherz, oder? 😐 Manche Stücke würden sich verswingt gut anhören, aber es ist nicht notiert, dass sie verswingt gespielt werden sollen. Melodien, die man nicht binden kann, überflüssige Pausen, staccato an unpassenden Stellen, unvollständige Fingersätze und eine teils wirklich schwer verständliche Rhythmusnotation haben mich beim Durchspielen ständig rausgebracht . Hoffentlich sind die anderen Piano Time Hefte besser. Diese hier finde ich sehr enttäuschend. Sowohl pädagogisch als auch musikalisch.
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