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Ich kann mich ja wirklich gut aufregen. Über die Ungerechtigkeiten dieser Welt, das Wetter, mangelnde Logik, Menschen, die nicht wissen was sie tun und fehlende Betonung am Taktanfang. 😉
Und als ich mir über die vierhändigen Tastenträume Gedanken gemacht habe, hat mich das Thema Oktavierungszeichen erneut beschäftigt. Zugegebenermaßen habe ich schon viel Zeit damit verbracht, mich über falsche Noten, unlogische Umblätterstellen, schlechte Seiteneinteilung und andere Unzulänglichkeiten beim Verlegen von Musik zu ärgern. Nun ist es an der Zeit, meine Energie besser zu nutzen (vom Aufregen allein ändert sich ja nichts…) und zuallererst werde ich versuchen, dafür zu sorgen dass endlich diese falsche 16 für die doppelte Oktavierung aus den Noten verschwindet.
Und wenn es das letzte ist, was ich tue.
Ein bisschen Dramatik schadet nichts. 😀
Also habe ich vor ein paar Tagen eine spontane Mail über das Kontaktformular an den Musikverlag Holzschuh geschickt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ersteinmal vielen Dank, dass Sie die Noten von Anne Terzibaschitsch verlegen. Ich schätze sie als Komponistin sehr. In den vierhändigen Tastenträumen ist mir aufgefallen, dass in den Noten die Bezeichnung 8 – – – für eine Oktave höher zu spielen und 16 – – – für zwei Oktaven höher zu spielen verwendet wird.
Diese 16 – – – ist nur leider falsch. 15 – – – müsste da stehen. Darf ich fragen, warum diese falsche Bezeichnung in den Noten verwendet wird?
Herzliche Grüße,
Sandra Labsch
Die Verlagsleitung freute sich über mein Interesse an den Noten und meinte, dass bei Doppel-Oktavierung häufig eine 15 notiert wird (was wegen der Tonstufen auch sehr sinnvoll ist), aber dass ebenso eine 16 notiert werden kann. Die Allgemeine Musiklehrer von Wieland Ziegenrücker wurde als Quelle angegeben. Daher sei die 16 nicht falsch und der Beantworter meiner Mail könne auch mit der 16 eher den Bezug zu 2 Oktaven herstellen.
Ersteinmal habe ich mir meine Ausgabe der “Allgemeinen Musiklehre” bzw. “ABC der Musik” geschnappt und nachgelesen. In meiner Ausgabe steht: “In Ausnahmefällen kann auch eine 16 vermerkt sein, dann müssen diese Noten 2 Oktaven höher oder tiefer gelesen werden.” Mmmhh, aber die 16 ist keine Ausnahme zur 15, sondern die Ausnahme zum üblichen Oktavezeichen, bei der eine Oktave höher oder tiefer gespielt werden soll. Von 15 steht da überhaupt nichts. Das kann ich doch nicht ernstnehmen. Herr Ziegenrücker kann offenbar auch nicht zählen. Machen wir das also mal gemeinsam ;):
Sehr geehrter Herr S.,
vielen lieben Dank für Ihre Antwort!
Ich habe mir den Eintrag Nr. 20 von Ziegenrücker durchgelesen und da er mit keinem Wort darauf eingeht, dass da eigentlich eine 15 zu stehen hat, kann ich seinen Eintrag nicht ernstnehmen. “In Ausnahmefällen kann auch eine 16 vermerkt sein, dann müssen die Noten 2 Oktaven höher oder tiefer gelesen werden.”
Nicht als Ausnahme, dass eine 15 richtig ist, sondern als Ausnahme zu der Oktavierung um eine Oktava, also “8va”.
Mmmmh…
Wie ist denn bitte das “H” in die Tonleiter gekommen? Im Englischen Sprachraum nennt man den Ton logisch “B”, warum wir nicht? Weil irgendjemand mal einen Fehler gemacht hat und dann wird es eben nicht mehr korrigiert. Das ist wohl typisch deutsch und ziemlich traurig.
Es spielt doch keine Rolle, ob die 16 für Unwissende logischer wäre, sie ist falsch. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich darf Ihnen noch diese Links schicken:
- http://en.wikipedia.org/wiki/Fifteenth
- http://www.abrsm.org/forum/lofiversion/index.php/t9503.html
- http://piano.about.com/od/musicaltermssymbols/ss/2Int_SheetMusic_8.htm
Will man als Verlag gut und richtig arbeiten oder will man Falsches weiterführen, nur weil der Großteil der Musikmachenden (und leider auch sehr viele Lehrer) weder Ahnung hat und sich auch nicht dafür interessiert?
Vielleicht sollte ich auch einfach aufhören, zu denken. ;o)
Herzliche Grüße aus Mannheim,
Sandra Labsch
Herr S. dankte erneut für meine Erläuterungen und die Links. Seine Ausgabe der Allgemeinen Musiklehre enthielt einen Absatz zur Oktavierung, die vollständiger war. Und er wird das Problem im Hause, mit weiteren Fachleuten und den Autoren diskutieren.
Na, das klingt doch gut! 🙂
Und wie heißt es jetzt richtig?
eine Oktave höher: 8va / eine Oktave tiefer: 8vb
zwei Oktaven höher: 15ma / zwei Oktaven tiefer: 15mb
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Wunderbar!!!
Ich habe Mitstreiter(innen) gefunden.
Bei meinen Klavierschülern hat doch tatsächlich ein Musiklehrer behauptet, dass 2 Oktaven “16” seien und (noch besser!) 3 Oktaven dann “32”.
Was soll ich noch mehr sagen?!?!
Danke für diesen Beitrag!!!
Gern geschehen! 🙂
Lass mich raten: Und 4 Oktaven sind dann 64 (2hoch6), es scheint, der Musiklehrer hatte im Hauptfach Informatik und im Nebenfach Musik 😉
Und mir scheint es, dass leider nur wenige Musiklehrer nachdenken über das, was sie tun und was und wie sie unterrichten. Mangelnde Ausbildung oder Bequemlichkeit?
Eine andere Antwort käme aus dem Orgelbau… Die Pfeifen stehen ja in einem Längenverhältnis zueinander (ich verkneife mir jetzt den Orgelbauvortrag). Aus diesem Längenverhältnis ergeben sich die Länge der Pfeifen (in Fuß gemessen) aus 8 Fuß und (eine Oktave tiefer) 16 Fuß. Eine Oktave höher ergibt 4 Fuß… Allerdings müsse man dann etwas, was mit 16 beziffert ist, eine Oktave tiefer spielen… Macht alles irgendwie in dem Zusammenhang keinen Sinn… 🙂
Die Wurzel des Übels ist doch, dass alle Intervallnamen für Zahlen stehen, die den Ausgangston (Grundton) mitrechnen. Ein Ton der eine Oktave höher ist, als der Ausgangston ist ja noch üblicher Rechenart auch nur 7 Töne höher und nicht 8.
Diese musikalische Unlogik potenziert sich natürlich, wenn man dann mit dem kleinen 1×8 weiter “rechnet”. Es wäre wohl sinnvoller beim oktavieren nicht zu rechnen, sondern 8va nur als Abkürzung für “Oktave” zu verstehen und notfalls 2x 8va hinzuschreiben o.Ä.
Die Unlogik aus der Musiktheorie zu vetreiben ist nach mehreren Jahrhunderten ein sehr großer Anspruch… 🙂
Lisa
Vielen Dank für Ihren lieben Kommentar, Lisa!
Ja, die Unlogik… Das “H” stört mich ja auch ganz fürchterlich. 😉
Aber einer muss ja damit anfangen! Ihre Rückmeldung hat mich sehr gefreut!
Viele Grüße,
Sandra
In meinem Ziegenrücker steht:
“Bei Doppeloktavierung ist anstelle der 8 die Zahl 15 bzw. 15ma notiert; … … Die Doppeloktave mit der Zahl 16 (= 2 x 8) anzugeben, entspricht nicht dem tatsächlichen Intervallverhältnis.
Also klare Aussprache für die 15!
Viele Grüße
Uwe
Dankesehr, Uwe!
Viele Grüße aus Mannheim,
Sandra