** Werbung wegen Markennennung **
Heute gibt es wieder einen Artikel über Neuerscheinungen, auch wenn die Titel schon ein einige Monate auf dem Markt sind. Die drei für den Klavierunterricht sehr interessanten Hefte sind 2012 & 2013 erschienen und wurden mir freundlicherweise Mitte letzten Jahres vom Friedrich Hofmeister Musikverlag zur Verfügung gestellt.
Obwohl es den Leipziger Verlag schon über 200 Jahre gibt, steht er ein wenig im Schatten der Großen. Ich hatte bisher noch keine Publikationen aus dem Friedrich Hofmeister Verlag in meiner Sammlung. Nein, ich muss mich korrigieren. Letztes Jahr habe ich mir “QUINTessenz” von Robijn Tilanus gekauft. Dieses Theoriebuch wird als “praktische Harmonielehre für Klavierspieler” beschrieben und es hat meine Erwartungen erfüllt.
Und nun zu meinen drei Neuzugängen:
“Easy Jazz Café” von Darren Fellows ist 2013 zum Preis von 17 Euro erschienen. Dafür erhält man zehn Stücke, mit einer Länge zwischen sechs und neun Zeilen. Alle Stücke sind auf zwei Seiten aufgeteilt, bequem zu lesen und durch Fingersätze gut zu lernen.
Die meisten Stücke sind verswingt zu spielen und das ist für Anfänger nicht immer leicht zu erkennen und umzusetzen. Eine CD wäre hilfreich und ich wünschte, für den Heft-Preis von 17 Euro wäre eine selbige enthalten oder zumindest die Möglichkeit, sich die Stücke auf der Verlagsseite anzuhören.
Einen weiteren Kritikpunkt habe ich und zwar die Notation des Pedals, wobei die Pedalwechsel-Keile unter dem Taktstrich gelandet sind. Die Keile gehören unter den Ton auf dem ersten Pulsschlag im Takt. Idealerweise kurz dahinter, denn ich nehme an, auch Jazzmusiker verwenden das Pedal in der nachgetretenen Version. Wenn dem nicht so ist bitte ich um Korrektur. 🙂
Die Stücke im Bar-Piano-Stil sind wirklich schön und ich freue mich sehr, die Kompositionen von Darren Fellows kennengelernt zu haben. Vier Stücke habe ich herausgesucht und aufgenommen. Ich bin gespannt, wie sie euch gefallen.
Drei weitere Hefte von ihm sind bereits verlegt und alle drei sind direkt auf meinem Wunschzettel gelandet. Bei den Heften handelt es sich um Jazz Café, Return to Jazz Café und die weihnachtliche Variante Jazz Café at Christmas, wobei diese Stücke schwieriger sind als die des heute vorgestellten “Easy Jazz Café”.
Von Vytautas Barkauskas sind 2012 die “Kinderstücke für Klavier Vol. 1” erschienen und inzwischen gibt es auch den zweiten Band mit längeren und wahrscheinlich etwas schwierigeren Stücken. Beide Hefte kosten je 14,80 Euro. Barkauskas ist 1931 geboren und seine Musik “lässt sich in keine der gängigen Kompositionsschulen des 20. Jahrhunderts einordnen“, so der Klappentext. “Im Mittelpunkt seines Kompositionsstiles stehen Emotion und klanglicher Ausdruck.“…”Die kleinen, lebendigen Stücke beginnen leicht und steigern sich im Schwierigkeitsgrad innerhalb der Sammlung stetig. Sie stellen ein Abbild verschiedener innerer Stimmungen dar.” Das erste Heft enthält 21 kurze Stücke, die teilweise zu kleinen Zyklen zusammengefasst sind. Zwei Zeilen lang sind die kürzesten und zweiseitig die längeren Stücke der Sammlung. Die Stücke sind so angeordnet, dass man nicht blättern muss. Das gefällt mir sehr gut! Fingersätze findet man leider sehr wenige, aber die Stücke sind logisch zu spielen und liegen gut in der Hand. Fünf Stücke habe ich herausgesucht und aufgenommen:
Ich weiß nicht, wie es euch geht, ich habe mehr Freude daran, moderne Musik zu spielen, als sie zu hören. Schon im Studium ist mir aufgefallen, dass ich erst Zugang zu zeitgenössischen Kompositionen finde, wenn ich mich durch Üben intensiv damit beschäftige. Dies war auch hier der Fall. Je häufiger ich die Stücke spielte, um so interessanter und stimmungsvoller fand ich sie. Sie sind gut – zweifellos. Und eine schöne Bereicherung für den Unterricht mit Anfängern. In Wettbewerben wird man die Stücke sicher auch in Zukunft hören können.
“Carnevale di Venezia” von Mona Liese habe ich bereits im Sommer des letzten Jahres in diesem Artikel vorgestellt und heute möchte ich euch in das Heft hineinhören lassen. Ein weiteres Heft ist übrigens auch schon geplant, hat Lieselotte Reznicek verraten, mit der ich seit dem Artikel sehr netten Kontakt habe. Und ob sie selbst ein paar ihrer Stücke für meinen Blog aufnehmen möchte, habe ich gefragt. Wenn es dazu kommt, mache ich gern Platz für das Original! 😉
Vor einem halben Jahr schaute ich das letzte Mal in dieses Heft und ich habe mich erneut in die sehr stimmungsvollen, kleinen Kompositionen verliebt. Hört selbst:
Die schön anzuschauenden Kohlezeichnungen der Komponistin entführen zusätzlich in die Welt des venezianischen Karnevals!
In meinem bewährten Notenschop (musikalienhandel.de) habe ich übrigens seit Monaten immer wieder vergebens nach den Heften von Mona Liese und Vytautas Barkauskas gesucht. Gestern habe ich den Shop darauf hingewiesen und nun sind die Noten endlich eingepflegt. Schade, dass die Hefte bisher ignoriert wurden.
Noch ein paar Gedanken zum Thema temporäre Vorzeichen. Vorzeichen, die innerhalb eines Taktes auftauchen, gelten bis zum Taktende und nicht oktavübergreifend – sprich, nur für Töne einer bestimmten Tonhöhe. Lange war es gängig, Vorzeichen noch Takte später aufzulösen. Das ist mir in dem Heft von Vytautas Barkauskas aufgefallen, in dem wirklich mehrere Takte später und oktavübergreifend Vorzeichen aufgelöst werden. Das finde ich ziemlich verwirrend und nicht hilfreich.
In den Heften von Darren Fellows und Mona Liese werden Vorzeichen überhaupt nicht (vorsichtshalber) aufgelöst, was im Prinzip korrekt ist (da nicht nötig) aber auch für Verwirrung sorgen kann. Ich persönlich favorisiere die Variante, Vorzeichen nur im Folgetakt mit einem in Klammern stehenden Auflösungszeichen aufzulösen. Das leistet allerdings kein Notenprogramm, sondern muss von Hand gesetzt werden. Dies wäre vielleicht noch eine Überlegung wert, denn so ist es eindeutig und logisch.
Viel Freude beim Entdecken dieser Hefte,
Anzeige
Andere Artikel auf diesem Blog
- Neuerscheinung: Kerstin Strecke “Tio feiert Weihnachten” (mit Hörbeispielen)
- Hefte für Anfänger von Nicolai Podgornov (mit Hörbeispielen)
- Michael Proksch “Klaviergeschichten in Noten” Teil 1 (mit Hörbeispielen)
- Herman Beeftink “Fun To Play New Age” Book 1 (mit Hörbeispielen)
- Martha Mier “Reflections” (mit Hörbeispielen)
Liebe Sandra,
jetzt hab ich gestern erst eine große Bestellung gemacht, da kommst du schon wieder mit so tollen Heften!
Besonders Easy Jazz Café hat mir gefallen, das ist mit dem fortgeschrittenen Band wahrscheinlich bei der nächsten Bestellung dabei.
Von Robijn Tilanus habe ich letztes Jahr übrigens auf dem Epta-Kongress in Düsseldorf einen interessanten Vortrag über Improvisation gehört. Sie konnte einem da wirklich gut jegliche Hemmungen und Bedenken nehmen. Sie setzte sich ans Klavier und improvisierte sehr ausdrucksstark mit einem einzigen Ton! Ihr Buch steht seitdem auf meiner Liste…
Und zu den temporären Vorzeichen: Ja, ich würde mir da auch eine einheitliche Lösung wünschen. Meine Schüler sind immer wieder irritiert über das Auflösungszeichen im Folgetakt. Wenn es in Klammern gesetzt würde fände ich das auch gut, doch das ist schon sehr selten, oder?
Herzlichen Dank für deine Hörproben, das ist wirklich toll und bestimmt viel Arbeit!
Liebe Grüße,
Carina
Vielen Dank, Carina!
Ja, für so einen Artikel brauche ich schon ein paar Tage! 😉 Aber es macht Freude, mich mit schönen Heften zu beschäftigen!
Vorzeichen in Klammern habe ich vereinzelt schon gesehen und in meinen Heften (sollten es mehrere werden) werde ich darauf Wert legen. Vielleicht lassen sich die Musik-Verlage und andere Komponisten ebenfalls von dieser Idee inspirieren.
Liebe Grüße,
Sandra
Liebe Sandra,
etwas zur Notation.
Vorzeichensicherheit ist einem Profi noch wichtiger, als bei einem Schüler, da er ja beim Üben immer wieder hinschaut. Wenn wir etwas “vom Blatt” spielen, und das machen wir ja im Unterricht oder beim Kennenlernen eines Werkes ja, sollte die Notation eindeutig sein. Ein Vorzeichen, dass in einem Takt zusätzlich gesetzt ist, muß im Folgetakt aufgelöst oder bestätigt werden. Darauf sollte man achten, wenn auch die Regel gilt, dass der Taktstrich “neues Land” signalisiert. Ich nenne den zusätzlichen Hinweis “Freundlichkeitsvorzeichen”.
Lieben Gruß und Glückwunsch zu Deinem Auftritt.
Wolfgang G. Haas
Vielen Dank für Ihren lieben Kommentar, Wolfgang!
“Freundlichkeitsvorzeichen” ist ein zauberhaftes Wort und Ihre Rückmeldung sehr hilfreich! 🙂
Herzliche Grüße,
Sandra